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sterungsfähigkeit, Sinn für das Geheimnis, daher auch für das Stau-
nen (Platon) nennen könnten.
Da aber die Eingebung auf Gestaltung angelegt und in ihrer Un-
gestörtheit selber rückverbunden ist, brauchen wir diese Begriffe
nicht näher zu verfolgen. Sie sind in dem Begriffe der Eingebungs-
nähe stillschweigend enthalten. — Den Begriff S c h ö n h e i t s -
s i n n können wir als Sammelname für Eingebungsnähe, Gestal-
tungssinn und auch Rückverbindungssinn auffassen. Keinesfalls
kann sich der Begriff des „Schönheitssinnes“ auf ein bestimmtes
sinnliches Vermögen, etwa des Auges, des Ohres, gründen (denn
auch wer z. B. das absolute Gehör hat, versteht darum noch nicht
sicher etwas von hoher Musik). Der Schönheitssinn gründet sich
aber auch nicht auf einen bloß rhythmischen oder einen anderen
äußeren Sinn. Denn das alles schließt noch nicht das Innere der
Schönheit auf. Vielmehr hat er seine wahre Wurzel in dem Ver-
mögen, jene Eingebungen, die dem Schönen zugrunde liegen, in sich
zu erwecken; womit auch das Innewerden der Rückverbundenheit
und Gestaltetheit der Eingebung verbunden ist.
Darum, die Eingebungsnähe, neben welcher Kenntnis, Bildung,
Reife nur V o r b e d i n g u n g e n sind, befähigt zuletzt allein
zum Kunsturteile!
Dies ist der Schlüssel dafür, warum der alles durchschauende, in
die Tiefe dringende K u n s t r i c h t e r eine so seltene Erschei-
nung in der Geistesgeschichte ist. Der große Kunstrichter ist dem
Künstler innig verwandt, er ist selbst ein Stück Künstler, hat aber
dazu noch begriffliche Begabung und jene umfassende Bildung nötig,
welche über die Zeiten hinwegreicht. Lessing, Herder, die Brüder
Schlegel und nur wenige andere waren von solcher Art (von den
Dichtern selbst, so Goethe, Schiller, Tieck und anderen abgesehen).
— In neuerer Zeit reicht niemand mehr an diese heran, auch Fer-
dinand Avenarius nicht, der so viel Gutes stiftete. Ihm schadete,
daß er in einer Zeit verfallener philosophischer Bildung heranwuchs.
Der Verfall der philosophischen Bildung aber ist ein Schaden, über
den niemand hinwegkommt und der unserem ganzen Zeitalter ein
Kainsmal aufdrückt.
Alle diese Erwägungen führen immer wieder darauf zurück, daß
die Schönheit objektiv begründet, demnach allgemeingültig, das
Urteil über sie idealerweise verbindlich sei; und daß sie sich durch