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Erweckung der Eingebung und Rückverbundenheit im Beschauer

zu erkennen gebe.

V. Innere Logik des Schönen

Es wurde oft bemerkt, daß die großen Kunstwerke eine geheime

Logik in sich haben. Was ist nun diese „Logik“, da sie doch keines-

falls eine solche der Gedanken ist, wie sie in den Lehrbüchern der

Logik seit Aristoteles steht?

Nach unseren Voraussetzungen ist es eine zweifache:

(1)

eine Logik der inneren Gliederung und Entfaltung der Ein-

gebung;

(2)

eine Logik der Entfaltung oder Durchführung der Gestaltung.

Die innere Logik des E i n g e b u n g s g e h a l t e s ist unseres

Erachtens mit ihren s i n n v o l l e n A u s g l i e d e r u n g s e r -

f o r d e r n i s s e n

bezeichnet.

Die

Ausgliederungserfordernisse

des Heldischen, z. B. eines Herakles und Siegfried, sind andere als

die des Ergründenden und Grüblerischen, z. B. eines Faust und Par-

zival; dabei wieder jene des schon von Anbeginn sicher in der

höheren Welt Wohnenden, das heißt, des Heiteren, wie z. B. Pa-

mina (von der Musik Mozarts aus gesehen), andere als die des Dü-

ster-Ernsten, mit dem Zweifel Ringenden, z. B. des Helden der

Neunten Symphonie Beethovens.

Sofern diese Ausgliederungserfordernisse erst in einem längeren

Umgliederungsgange, das heißt einer zeitlichen Entfaltung, also erst

nach und nach zur Erscheinung kommen, sind es die s i n n v o l -

l e n U m g l i e d e r u n g s e r f o r d e r n i s s e , welche die Logik

des Fortschreitungsganges bestimmen.

Ausgliederungs- und Umgliederungserfordernisse hängen so eng

zusammen, daß man sie fast als dasselbe betrachten kann (doch hat

die Ausgliederung den Vorrang).

Das letzte dieser Logik des Schönen ist dasselbe wie das der Lo-

gik des Denkens, welche die Wissenschaft der Logik vorträgt: Das

F e s t h a l t e n d e r E i n g e b u n g i n i h r e r A u s g l i e -

d e r u n g u n d U m g l i e d e r u n g . Wenn eine Faustdichtung