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Denken wir die Welt als einen S t u f e n b a u , in welchem die

einfachen stofflichen Dinge zuunterst, die lebendigen, organischen

in der Mitte, der fühlende und denkende Geist zuoberst stehen, so

begreifen wir, daß nicht alles Schöne, welches auf Grund der Ein-

gebung gestaltet wird, von gleicher Würde, Bedeutung und Größe

sein könne.

Es wären vielmehr zu unterscheiden: Die Kunstwerke mit ein-

fachem stofflichen Gegenstande, z. B. einem Kieselstein; darüber

schon jene mit lebenden Gegenständen, z. B. Blumen und Tieren;

noch höher hinauf die geistigen, z. B. Cäsar als Gegenstand eines

Dramas. Über allem stünde dann das Überirdische und übermächtig

uns Entgegentretende, z. B. das Heilige, der Sternenhimmel.

Das erste nennen wir das E i n f a c h - S c h ö n e , das zweite

das L e b e n d i g - S c h ö n e , das dritte das G e i s t i g - S c h ö n e

oder H o h e S c h ö n e , das letzte endlich das E r h a b e n e .

1. Die Stufenleiter vom Einfach-Schönen zum Hohen Schönen

Da die angeführten Stufen des Schönen auch ineinander über-

gehen können, z. B. der Kieselstein zu dem, Organischem sich an-

nähernden Quarzkristalle, niedere Tiere in höhere Tiere, so ergäben

sich vom Einfach-Schönen bis zum hohen, geistigen Schönen man-

nigfache Abstufungen. Diese aber alle zu unterscheiden, wäre eine

überflüssige gelehrte Arbeit, die leicht zu peinlicher Kleinmeisterei

führen könnte. Wir begnügen uns daher, die wichtigsten Bestim-

mungen, wie sie auf dem Wege liegen, herauszuheben.

Da ist für das Einfach-Schöne zunächst das S t i l l e b e n u n d

d i e I d y l l e . Eigentlich könnte diese Art des Schönen nur für die

stofflichen und lebendigen Dinge, also vornehmlich für Blumen-

stücke mit Naturgegenständen gelten; im übertragenen Sinne jedoch

kann es auch für menschliche Angelegenheiten, welche als in natur-

hafter Einfachheit empfunden erscheinen, gelten. — Es wäre leicht,

hier noch das L i e b l i c h e , R e i z e n d e und ähnliches an-

zufügen; aber man kann das ruhig der wechselnden Übung des

Lebens überlassen. Denn bei Weiterverfolgung solcher Unterteilun-

gen kämen wir ins Uferlose.

Übrigens können sich diese Unterscheidungen mit der des Hohen

Schönen verbinden: A u c h d a s H o h e S c h ö n e k a n n