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Prinzhorn, Jaspers und andere hierhergehörige Namen, die allen
geläufig sind, bezeichnen eine ganz bestimmte geistige Einstellung,
ohne die unser Zeitalter gar nicht mehr zu denken ist! Die per-
sönliche Ehrenhaftigkeit und Tüchtigkeit der Psychiater soll hiermit
nicht angetastet werden; ob sie aber geeignet sind, die Rolle des
Philosophen zu übernehmen und nun gar ihr Zeitalter zu führen,
sie, die es stets mit der geschwächten, gestörten und zerrütteten
Geistigkeit zu tun haben und von diesen ihren Erfahrungen aus-
gehen — das darf füglich bezweifelt werden!
Und nun ein Weiteres, ebenso Wichtiges: Mit dem K r a n k -
h a f t e n i s t o f t d a s U n h o l d i s c h e g e g e b e n . Und
damit ist die letzte Haltestelle der Verfallskunst erst ganz begreif-
lich: der Satanismus.
D. A u f g a b e n d e r G e g e n w a r t
Der Verlust des Unsterblichkeitsglaubens als Verlust der Rück-
verbundenheit aller Kunst belehrt uns nicht nur über die Vergan-
genheit, viel mehr noch über die A u f g a b e n d e r G e g e n -
w a r t .
Die Neugestaltung der Kunst erweist sich als eine unendlich
schwierige Aufgabe, welche nicht geradewegs im Kunstleben selbst
ihren Anfang nehmen kann, sondern bei deren geistigen Voraus-
setzungen beginnen muß!
Es ist nun klar, wo der Hebel anzusetzen ist.
Ohne einen geistigen Umschwung, ohne eine metaphysische Aus-
richtung der gesamten Bildung, ohne eine Wiederherstellung des
Menschen ist keine Neugestaltung der Kunst zu erwarten.
Der Mensch muß wieder groß von sich denken lernen. Nur durch
den großen Gegenstand, den Menschen, der an die Gottheit heran-
reicht und auf Erden eine Bestimmung hat, kann sich auch die
Kunst wieder zum Ideale erheben.