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gesehen, erweist sich alles Liebesgeschehen als wunderbar und zau-
berhaft gefügt, als dem nüchtern-naturhaften Leben in uns schnur-
stracks zuwider; noch von einer anderen Seite her erweist es sich
als Wunder. Wir können es am einfachsten als Mit-Dabeisein des
Einen im Anderen bezeichnen, als ein inneres, geistiges Mit-Dabei-
sein! Während im stofflichen, äußeren Sein jedes Wesen nur es
selbst, nur sich selbst gleich und mit sich einerlei ist — z. B. ist ein
Stein als die „Summe seiner Eigenschaften“ nur mit sich selbst
einerlei, woraus die Logik den Grundsatz der „Identität oder Einer-
leiheit der Dinge und Begriffe mit sich selbst“ ableitet —; ist in
der Liebe (in gewissem Sinne) der Eine auch der Andere, ist die
Seele des Einen auch in der des Anderen; also nicht nur mit sich
selbst einerlei, sondern auch mit dem Anderen. Sie lebt und webt
ja in ihm, sie ist im Anderen wirksam und fruchtbar — je stärker
die Liebe, umso mehr. Was unsere Sprache so eindringlich als „Teil-
nahme“ bezeichnet (Teilnahme des Einen am Andern), es sagt an-
schaulich, daß ich nicht nur ich selbst bleibe, sondern zugleich ein
Teil des Andern, in seinem Inneren bin, der Andere ein Teil von
mir, meinem inneren Leben ist; was sie auch als „Mit-Gefühl“, als
„Mit-Freude“, als „Mit-Leid“, ja als „Mit-Leidenschaft“ (daher die
wahre Bedeutung von „in Mit-Leidenschaft ziehen“), als „Mit-
Sinn“ oder auch als „Ein-Klang“, „Ein-Stimmung“, „Ein-Tracht“
und auf ähnliche Weise bezeichnet, wobei immer das ursprüngliche
Einssein, noch genauer gesagt, das Einssein bei gleichzeitiger Viel-
fachheit den eigentlichen Sinn ausmacht. Alle diese tiefsinnigen
Worte sagen nicht, daß eine innere Regung, eine seelische Tat-
sache, ein geistiges Sein etwas für s i c h s e l b s t und von sich
selbst sei (z. B. die Liebe Gretchens zu Faust) und die innere Re-
gung des Anderen ebenfalls für s i c h selbst (z. B. die Liebe
Fausts zu Gretchen); wonach hintendrein, nachträglich (also nach-
dem diese Tatsachen, je für sich, schon da wären) beide aneinander
gefügt, d. h. summiert würden, was dann einen Einklang oder Miß-
klang, ein Miteinander oder Gegeneinander ergäbe. Nichts von alle-
dem! In jeder Art von Liebe ist das Selbstsein ein Sein im Andern,
das Teilnehmen ein geistiges Durchdringen des Andern und damit
zugleich nicht weniger als ein A n e i n a n d e r - W e r d e n , e i n
g e g e n s e i t i g e s
S i c h - E r w e c k e n ;
was
allein
den
Grundbestand des inneren Lebens, der Liebe und Gemeinschaft