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widerlegt werden; aber sie schiebt die Frage auf die Weltschöp-

fung und ihr Verhältnis zu Gott zurück. Das Verhältnis von Mensch

und Natur bleibt ein Wunder! Ist der Mensch als Ebenbild Gottes

auch ein Inbegriff der Natur, die Natur aber als eine bloße Fußspur

Gottes tief unter dem Menschen, so ist das Wunder dieses Verhält-

nisses damit doch nur festgestellt und in die Höhe des mensch-

lichen Geistes verlegt.

Nach dem Materialismus und der materialistisch verstandenen

Naturwissenschaft von heute dagegen wäre das Verhältnis von

Geist und Natur einfach bestimmt und von einem Wunderbaren

nichts zu sehen: Die stofflichen Vorgänge der äußeren Natur

rufen im menschlichen Organismus gewisse Veränderungen hervor,

z. B. die Lichtstrahlen chemische Veränderungen in der Netzhaut,

in den zugehörigen Nerven und im Zentralnervensystem, so gewisse

„Gehirnbahnen“ ausgefahren werden; wodurch gewisse Sinnes-

empfindungen, schließlich Vorstellen, Denken, Fühlen und Wollen

zustande kommen. — Dies sind teils großartige Erkenntnisse, z. B.

der Inbegriff „chemischer Vorgänge in Netzhaut und Nervensy-

stem“, teils aber allerdings auch Primitivismen, die staunen machen,

z. B. die „ausgefahrenen Gehirnbahnen“, unter denen man sich gar

nichts denken kann, noch mehr aber die Gleichstellung der Emp-

findung mit stofflichen Vorgängen! Die chemisch-physikalisch-phy-

siologischen Vorgänge gehören nun einmal ausschließlich der stoff-

lichen Ebene an, die Sinnesempfindungen aber der seelisch-geistigen!

Beide sind durch eine Welt voneinander getrennt!

Wenn sich aber das grundsätzlich Getrennte, um eine Welt von-

einander Verschiedene, Geist und Stoff, dennoch als aufeinander

hingeordnet, dennoch als in einer höheren Einheit befaßt erweisen,

dann ist dies ein Wunder.

Nach unserer, an anderer Stelle näher begründeten Ansicht, ist

die Einheit von Geist und Natur nur durch den wunderbaren Tat-

bestand möglich: daß die Natur selbst eine geistartige Grundlage

habe. Was uns als räumlich-stoffliches Ding entgegentritt, hat, wie

wir schon oben berührten, eine vor- oder überräumliche immate-

rielle Wurzel, einen intelligiblen Wesensgrund, der sich verräum-

licht! Da diese immaterielle Wurzel selbst überräumlich ist, wie

auch der menschliche Geist selbst: k a n n d e r G e i s t d a s

I m m a t e r i e l l e d e r N a t u r e r r e i c h e n , nämlich in der