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78

Das Gedächt-

nis bezeugt

die überzeit-

liche Einheit

des Ich

wie schon die Gezweiung, schließt individualistische Selbstbegründet-

heit, „Aseität” des Ich, aus.

Der Zerstreuer:

Nun lenkst du in noch dunklere Wege ein?

Der Sammler:

Und doch sind sie sonnenhell.

Wo wären im Geiste überhaupt auch nur Ansätze für Größen-

bestimmungen, geschweige denn für Gleichungen? Das gelang sogar

bei der Sinnesempfindung nur für ihre physiologische und physi-

kalische Seite, von den reinen Geistestaten, wie Lieben, Denken,

Gestalten, Wollen, gar nicht zu reden. Sind doch in der Seelen-

lehre und Gesellschaftslehre nach langen, hartnäckigen Bemühungen

mehrerer Geschlechter alle Versuche der Quantifizierung, von Fech-

ner bis zu Wilhelm Wundt und Pareto, endgültig mißlungen.

Der Zerstreuer:

Ich muß es zugeben, eine hundertjährige Arbeit war hier nur

von geringstem Erfolge.

Dein Satz lautet also, daß nicht das „Hochkomplexe”, sondern

das Neuhervorbringende, Schöpferische des Geistes ihn von der

Natur unterscheide. Und dieses Neuhervorbringende, Sichselbstent-

springende wäre dann die Grundlage von Selbstvergegenständlichung,

Selbstverinnerlichung, Ichheit, Persönlichkeit ?

Der Sammler:

Nur so ist der Geist zu verstehen. Als z. B. den großen Natur-

forschern ihre neuen Gesetze aufblitzten, formte ihr Geist nicht

bloß am alten Material, sondern brachte Neues, nie Dagewesenes

an den Tag. Woher kam da s? Aus dem Geiste selbst, aus der Schöp-

fertat des Geistes. Für sie waren die alten Vorstellungsmassen und gar

die leibliche Gesundheit nur Vorbedingungen, keine Bestandteile.

Denke ferner an das wunderbare Zeugnis des Gedächtnisses! In

aller Erinnerung, z. B. an unsere gemeinsamen Jugendstudien, wird

die Fähigkeit des Geistes, Vergangenes gegenwärtig zu machen,

offenbar. Darin liegt aber etwas Zeitüberwindendes — also Über-

zei tli che s, das unserem Geiste eigen ist!

Und nun vollends die Einhei t aller Erinnerungen, von der Kind-

heit bis ins Alter, das, was man im engeren Sinne Gedächtnis nennen

muß. In dieser Einheit liegt die Macht des Geistes, nicht nur über-

haupt in sich zurückzugehen — nämlich durch Selbstbewußtsein,