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Das ist aber nicht „Werden”, wie H
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aus 2H 1S 40 wird, auch
nicht sogenannte „Evolution”, sondern Zu-sich-selbst-Kommen des
Geistes.
Der Geist entsteht nicht, er kommt zu sich, zum Lauteren seines
Schaffens aus Geschaffenwerden.
Der Zerstreuer:
In diesem Zu-sich-selbst-Kommen, meinst du, vermittle sich der
Geist durch die sinnliche Empfindung an der Materie, und so wäre
Kindheit und Jugend des Menschen als sein notwendiger Weg in
dieser Welt erklärt?
Der Sammler:
Gewiß. Aktualiter sehen wir hier nichts wie Vermittelung im Ver-
hältnisse von Geist und Materie. Aber die Möglichkeit, die Basis die-
ses Vermittlungsvorganges liegt darin, daß, aristotelisch gesprochen,
der Geist „die erste Wirklichkeit des Körpers” sei, daß er als in
sich selbst gegründete Wesenheit nicht Produkt der Natur, sondern
umgekehrt die materielle Natur Abglanz, Fernentsprechung des Gei-
stes sei, ein Sein anderer Ebene, welches dennoch im geistigen Be-
reiche liegt, weil es Immaterielles am Grunde hat. Der Leib und
die durch ihn eindringenden Reize geben dem Geiste stets nur
Anlaß zum Tun, zu eigenem Tun, sie sind also vermittelnd, erregend
und werkzeuglich zugleich. Leiblichkeit bedeutet daher nicht, daß
der Geist ohne sie nicht bestünde, also nach dem Tode keine Existenz
habe!
Der Zerstreuer:
Das scheint mir allerdings von entscheidender Bedeutung.
Der Sammler:
Laß uns das Verhältnis noch rein analytisch weiterverfolgen!
Der Geist bedarf zu seiner irdischen Darstellung des Lebens;
das Leben bedarf der organischen Materie; die organische Materie
bedarf der unorganischen.
Umgekehrt: Indem die unorganische Materie der organischen ein-
verleibt ist, wird die Einheit beider offenbar; und indem die or-
ganische Materie vom Leben durchwaltet ist; und indem der Geist
in seiner sinnlichen Sphäre, als Sinnesempfindung, wieder das Leben
in sich selbst zum Bestandteile hat — sehen wir folgende Stufen vor
uns: anorganische Materie, organische Materie, Leben, Sinnesempfin-
dung, Geist.