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II. Die Lehre vom objektiven Geiste (Gesellschaft und Geschichte)
A . D i e A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g d e s o b j e k t i v e n G e i s t e s
( D i e m e n s c h l i c h e G e s e l l s c h a f t )
Alles Schaffen und Wirken geschieht in Gezweiung: dies ist der
Grundsatz der ganzheitlichen Gesellschaftsauffassung. Die mensch-
liche Gesellschaft ist wie jede Ganzheit mehr als die Summe ihrer
Glieder, aber diese, die einzelnen Menschen, sind ihre lebendigen
(das heißt mit Bewußtsein erfüllten) Träger. Die Gesellschaftsglie-
derung muß daher auf die Gesellschaftsglieder ausgerichtet und
auf deren geistige Entfaltung angelegt sein. Das Gefüge des gesell-
schaftlichen Gesamtgeistes, des „ o b j e k t i v e n G e i s t e s “ ,
wie Hegel ihn genannt und als bleibenden Begriff geprägt hat, muß
dem des subjektiven Geistes entsprechen, der Einzelgeist muß als
geistig Schaffender und tätig Handelnder in den jeweiligen Gemein-
schaftskreisen und Organisationsgebilden einen Widerhall und ein
Wirkungsfeld finden.
Für die Darstellung des geistigen Gefüges der Gesellschaft und
deren äußerer Organisationsformen ergeben sich die folgenden
Entsprechungen: der inneren Sammlungsbereitschaft des mensch-
lichen Geistes entspricht vor allem jene geistige Gemeinschaft (und
jene gesellschaftliche Institution), in der sie auf der höchsten Ebene
gesucht wird, die R e l i g i o n ; dem Eingebungsbewußtsein jenes
Geistesstreben, durch welches die für die Entfaltung des Menschen-
geschlechtes entscheidenden Eingebungen erlangt werden, die P h i -
l o s o p h i e ; dem Gegenstandsbewußtsein oder dem Wissen die
W i s s e n s c h a f t ; der Gestaltung die K u n s t . Dem organisie-
renden Handeln entsprechen die zur Ermöglichung und Verleben-
digung der genannten geistigen Gemeinschaften notwendigen Institu-
tionen und Organisationen, also K i r c h e , S c h u l e , K u l t u r -
a n s t a l t e n aller Art und vor allem die alle anderen leitende und
überwachende höchste Organisation, ohne welche ein menschliches
Gemeinwesen nicht bestehen kann, der S t a a t . Dem mittelbeschaf-
fenden Handeln entspricht endlich die W i r t s c h a f t mit ihren
vielfältigen Organisationsverzweigungen. Das ausführende Handeln