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Wirtschaft, ferner aber a l l e Güter verschiedener Wirtschaften,
insofern als diese durch Arbeitsteilung miteinander verbunden sind,
komplementär, das ist im Entsprechungsverhältnis.
Da auch die aktiven und passiven Mittel einander notwendig
entsprechen, gilt weiter der Satz: Gut und Arbeit stehen im
Entsprechungsverhältnis (sind komplementär). Dies müssen sie kraft
des Umstandes sein, daß beide nur Elemente in e i n e m
Verrichtungssystem sind.
Endlich sind noch s c h l u m m e r n d e (latente) und
w i r k l i c h e o d e r e n t f a l t e t e G ü t e r zu unterscheiden.
Schlummernd sind:
1.
alle Güter, die Ziele erreichen helfen k ö n n t e n , aber in ihrer
Eignung dafür noch nicht als solche erkannt sind oder aus anderen
Gründen nicht ausgenützt werden, z. B. alle noch ungenützten
Mineralienvorkommen (wofür heute ein lehrreiches Beispiel Ungarn ist
oder das phosphor- und schwefelhaltige Eisenerz Deutschlands vor
Erfindung des Thomasofens); zur wichtigsten Gruppe schlummernder
Güter gehören aber wohl die Begabungen und Fähigkeiten, die im
Einzelnen wie in ganzen Völkern schlum- / mern und die zu wirklichen
Gütern (Arbeitskräften, Kenntnissen) zu entwickeln die vornehmste
Aufgabe der Staatskunst ist. Schlummernd sind
2.
aber auch alle jene Güter, die, jetzt im Überfluß vorhanden, fast
den Grenznutzen Null haben, daher kaum bewußt „bewirtschaftet“
werden können, bei Veränderung der wirtschaftlichen Bedingungen
aber doch in das Verhältnis der Knappheit treten. So werden Wasser,
Licht und Luft in der Stadt zu wirtschaftlichen Gütern, zum mindesten
insofern sie gewissen Entsprechungsgütern, wie Wohnungen,
Arbeitsräumen, Spitälern bestimmter Lage höheren Wert verleihen;
aber auch auf dem Lande sind Grundstücke und Häuser mehr oder
weniger wert, je nachdem sie an der Sonnenseite liegen oder nicht,
mehr oder weniger feucht sind usw.; in derartigen Verbindungen
müssen somit Licht, Luft und Wasser stets wirtschaftliche Güter sein.
G e n a u g e s p r o c h e n , g i b t e s d a h e r s c h l e c h t h i n
f r e i e
G ü t e r
n i c h t ,
s o n d e r n
n u r
b e z i e h u n g s w e i s e , n u r l a t e n t f r e i e G ü t e r .
„Beziehungsweise“ frei heißt dabei, daß ein und dasselbe Mittel in
manchem Gebrauch „frei“, in manchem knapp sei. Frische Luft im
Walde ist frei für den Waldheger, der dort wohnt; sie ist knapp und nur
unter Opfern verfügbar dem Ausflügler, der ihretwegen hinwandert.
Äh li h i