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zahlt zu werden und Gegenstand des wirtschaftlichen Austausches, also ein Gut zu sein,
das noch reiner Selbstzweck ist; ein Gut ist aber Mittel, nicht Selbstzweck. Die Lösung
dieses Widerspruches liegt darin, daß in der Leistung (Arbeitsleistung) immer auch ein
V e r w i r k l i c h u n g s m i t t e l jener Selbstzwecke, jener reinen Geistigkeiten
liegt, so daß die darstellende Arbeit des Künstlers (Niederschreiben des Dramas,
Ausmeißeln des Bildwerkes) denn auch notwendigerweise stets einen leistenden
Aufwand, ein Kostenelement darstellt. Bei den Aufwendungen zur Aufführung eines
Schauspiels: Gebäude, Beleuchtung, Kulissen- und Schneiderarbeit und so fort, liegt dies
klar zutage; aber ebenso ist die Arbeitsleistung des Schauspielers und des Dichters schon
als Aufwendung des an sich knappen, leistenden Mittels „Arbeit“, als „Mittel zum Leben“
ein aufgewandtes Wirtschaftsmittel und daher aktives Mittel für sich, passives Mittel für
den Käufer oder Bewirtschafter (Theaterdirektor, Verleger). Auch die Arbeit des
Forschers ist, obzwar Selbstzweck, doch notwendigerweise zugleich realisierendes
Leistungselement für das Forscherwerk, „Mittel zum Leben“ für den Forscher. Und so
folgt: Reiner Selbstzweck ist insofern niemals vollkommen möglich, als die damit
verbundene Arbeit zummindesten immer als „Mittel zum Leben“ notwendigerweise den
Mittelcharakter erwirbt. Sofern die gesellschaftlichen Zwecksysteme (wie Recht, Staat,
Kunst, Wissenschaft) als durch Mittel verwirklichte angeschaut werden, sind sie daher
sämtlich „Wirtschaft“ — eben als das gesellschaftliche System der Mittel! /
Wichtig ist der von Menger gebildete Begriff der
k o m p l e m e n t ä r e n G ü t e r , welcher besagt, daß die Güter
grundsätzlich nur in Verbindung mit anderen Gütern Güter sein, ihre
Dienste verrichten können. Für uns folgt dies notwendig aus dem
leistungsartigen Aufbau der Wirtschaft: alle Güter stehen im
Entsprechungsverhältnis, sind „komplementär“; ebenso wie alle
Leistungen Zusammenhängen, einander entsprechen müssen. In der
Maschinenfabrik bilden nicht nur Arbeitsstück (z. B. eine Stahlwalze),
Drehbank und Motor zusammen eine komplementäre Einheit; streng
genommen gehören auch der Hochofen, das Walzwerk und deren
Hilfsgüter (dann wieder das Bergwerk) dazu — denn diese alle bilden
nur frühere Erzeugungsstufen von Walze und Drehbank. Ja selbst in
dem äußersten Falle einer vom Baum gebrochenen Frucht sind die
komplementären Güter die zur Herstellung (das heißt zur Pflege usw.)
des Baumes vorgenommenen Aufwendungen (Dünger, Bewässerung,
Anpflanzung). Nur als äußerster Grenzfall, etwa wenn Früchte ohne
Werkzeuge im Urwalde vom Baum gebrochen werden, kann ein
vereinzeltes Gut (aber dann doch nicht ohne Arbeit) auftreten. Es gibt
daher nur einander entsprechende (komplementäre) Güter. Wie die
Leistungen können auch Güter nur im „Gebilde“ Vorkommen. Dieser
Natur der Sache nach sind a l l e Güter einer geschlossenen