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So ist auch „Reichtum“ noch nichts Bestimmtes, wenn er nur die

Summe äußerer Preise enthält. In den Rechengrößen können zwei

Reichtümer einander gleich sein, in ihrer Bestimmung ungleich. Wo

die erhabenere Bestimmung, wo die höhere Geltung des Zweckes, dort

ist die höhere Bestimmung der Mittel, dort der größere Reichtum. Der

Vorzweck gilt nur für den Zweck, der Zweck teilt seine Größe wie seine

Tätigkeit dem Vorzwecke mit. Reich ist, wer Großem dient — der

Reichtum hat nur seine Wipfel im äußeren Wert der Mittel, seine

Wurzeln im inneren Wert der Zwecke.

Z w e i t e r U n t e r a b s c h n i t t :

Kurze Theorie der wirtschaftlichen Fruchtbarkeit

Wirtschaftliche Fruchtbarkeit oder Produktivität ist jener

Grundbegriff, dem bisher wohl die geringste Aufmerksamkeit der

Theoretiker zuteil wurde, trotzdem er seit Quesnay eine wichtige

politische Rolle spielte. Da die individualistische Volkswirtschaftslehre

im Wert- und Preisbegriffe ihren Mittelpunkt fand, wußte sie für den

Fruchtbarkeitsbegriff keine Stelle in der Theorie und betrachtete ihn

daher als eine „praktisch-politische Kategorie“, die in der theoretischen

Volkswirtschaftslehre keinen Platz habe

1

. Dieser Standpunkt ist wieder

ein Ausdruck der ganzen Ratlosigkeit unserer heutigen Theorie

gegenüber jeder theoretischen Frage, die nicht Preisfrage ist.

Wird dagegen, wie es der universalistische Systemgedanke fordert,

Leistung vor Leistungsgröße, Leistung vor Preis gestellt, so ergibt sich

von selbst, daß die Lehre von der Fruchtbarkeit oder Produktivität den

Schlußstein der Theorie der Leistungen bildet.

Die allgemeine Erfolgstheorie oder Fruchtbarkeitstheorie der

Leistungen ist die Lehre von der letzten Bewährung, dem letzten

Schicksal und Richtmaß der Wirtschaftsteile.

Der Begriff der Fruchtbarkeit geht notwendig aus dem der

Wirtschaft hervor. Wenn im Begriff der Wirtschaft objektiv als

„Gliederbau der Mittel“, subjektiv als „Abwägen und Widmen“

notwendig liegt, daß der „noch mögliche“ Teil des Zieles jeweils

erreicht werde,

1

So folgerichtig Alfred Amonn: Objekt und Grundbegriff der theoretischen

Nationalökonomie, Wien 1911, S. 382.