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bens, der Frühling seines Werdens und Wachsens. Das Licht leuchtet aus

der Finsternis, das Licht leuchtet aus der Seele des Freundes in die Seele

des Gefreundeten.

Was liegt aber in diesem gegenseitigen Verhältnis des Ernährens und

Erleuchtens? Nichts weniger als das, daß jeder geistige Akt eines jeden in

B e z u g n a h m e auf den anderen Geist allein geschieht und allein

geschehen, allein Dasein annehmen k a n n . „Freundschaft“ — von der

persönlichen Liebe der Freunde zueinander sehen wir hier sogar ab, wir

betrachten die Freundschaft hier nur als den Inbegriff des objektiven

geistigen Geschehens, das sich in ihr verwirklicht — Freundschaft ist hier

nichts anderes denn geistige Gegenseitigkeit in der Bedeutung als

wesenhafter Lebensform jedes einzelnen Geistes. Das wäre keine

Freundschaft, wenn der Musiker auch nur einen Ton empfände und

gestaltete, ohne ihn zugleich im Hinblick auf den Gefreundeten zu

gestalten, indem er voraus fühlt, wie er das neu Gewußte und Geschaffene

dem Freunde zeigen und es an ihm erproben werde; und ebenso wird

umgekehrt der Maler nichts malen und schön entwerfen im Kunstwerk,

was nicht den Unterton der Beziehung zum Freunde hätte.

B. Die A u f l ö s u n g d e r F r e u n d s c h a f t

Noch klarer wird der ganze Sachverhalt, wenn wir gleichsam den

Beweis aus dem Gegenteile führen und die Folgen einer Auflösung der

Freundschaft betrachten. Wenn einer der Freunde stürbe, so würde dem

Zurückgebliebenen die Welt schal und leer, wüst und öde. Wieder wollen

wir von den persönlichen Gefühlen der Trauer und der nun gleichsam

entgründeten Liebe absehen und nur das Objektiv-Geistige, das in dieser

Freundschaft lag, ins Auge fassen. Schal und leer wird dem Freunde die

Welt nun aus ganz sachlichen Gründen. Es ist nichts mehr da, was ihm

Anteilnahme („Interesse“) abgewönne, in ihm wird nichts mehr

aufgeweckt, weil das erwek- kende Schaffen des andern fehlt; und er selbst

schafft nichts, weil er niemanden hat, dem er das Geschaffene zeigen

könnte, von dem er sich Bekräftigung, Hilfe und Ansporn zu holen

vermöchte. Das Licht des Gefreundeten aus / der Finsternis leuchtet nicht

mehr, und so erlischt auch jenes Leuchten, das im Zurückgebliebenen sei-