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bilden denselben Ausdruck „lernen“ anwendet.) Aus dem Wesen, aus der

Geistigkeit des Lehrers muß sich der Schüler in seine eigene Seele etwas

hineinbauen, so die innere Bedeutung und Verwertung eines zunächst

bloß äußerlichen Wissens, die unbestechliche Redlichkeit des Forschers,

den heißen Drang nach Wahrheit, den unerschöpflichen Durst nach

Höherem. Und auf der anderen Seite: Auch der Lehrer trägt von seiner

Tätigkeit inneren Gewinn davon. Zum Beispiel indem er immer wieder

eine Reihe von Gedanken durchdenken, ein Lehrgebäude einem andern

vorführen und dessen Einwände hören, ja vorwegnehmen muß. „D u r c h

L e h r e n l e r n t m a n“, wie es das alte Sprichwort so treffend

ausdrückt.

F. S c h ö p f u n g u n d g e i s t i g e N a c h f o l g e

Nun noch ein letztes Beispiel, in welchem jenes Verhältnis kurz

erörtert werden soll, wo das aus sich schaffende Genie als der Führer und

Gestaltende in der geistigen Gemeinschaft mehrerer Menschen auftritt.

Schöpferischer Forscher und aufnehmender Denker (Schüler, Anhänger),

Forscher und Kritiker, Künstler und kunstgenießende Gemeinde, Künstler

und Kritiker, auch Schauspieler und Zuschauer sind solche Fälle.

Was den letztgenannten Fall anbelangt, so ist es klar, daß die früher uns

begegnete Auffassung des Individualismus, wo- / nach der Gegenspieler

gleichsam nur eine mechanische Puppe sei, nicht zutrifft. Der

Schauspieler, individualistisch gefaßt, nämlich gleichsam als Robinson vor

Puppen spielend, wäre bare Unmöglichkeit, wäre ein Phantom, aber kein

lebendiger Mensch. Was die altfranzösische Novelle vom „Tänzer unserer

lieben Frau“ erzählt, daß er allein vor einem Marienbilde andächtig seine

genialen Sprünge ausgeführt, beruht dagegen gerade auf vollstem,

verehrendem Zusammenhange mit seiner himmlischen Zuschauerin

Maria. — Der Schauspieler braucht den Gegenspieler als innere

Ergänzung, als denjenigen, der ihm geistig gleichsam Grund macht, er

braucht aber noch mehr als den Gegenspieler: den Z u s c h a u e r ; und

auch diesen wieder nicht als Statisten, sondern als lebendigen Widerhall,

Teilnehmer, Bestätiger, Kritiker, als Nachfolger für ihn, der als Führer

vorangeht.