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Und endlich das Verhältnis des schöpferischen K ü n s t l e r s zu den
anderen Menschen als Kunstgenießern. Hier könnte man einwenden, daß
das künstlerische Genie aus sich selbst und allein schaffe. Wer ein Drama
schreibt, tut dies in seiner stillen Klause und folgt innerem Zwange
(wovon z. B. Grillparzers „Ahnfrau“ Zeugnis ablegt). Dies ist nun wohl
unbestreitbar, aber man wird doch zugeben müssen, daß Grillparzer
ebenso wie Goethe seine Werke nie geschrieben hätte, wenn er hätte
annehmen müssen, daß sie nie gelesen noch aufgeführt noch je ein Wort
von ihnen verstanden würde. Ohne irgendeinen (wenigstens künftigen,
gedachten) Zuschauer, Leser, Versteher, Kritiker, ohne irgendein geistiges
Gegenglied ist es vollkommen unmöglich, daß er die Kraft solcher
Versenkung fände, das Feuer solcher Hervorbringung entfachte. Auch der
vereinsamte Künstler hofft und glaubt noch immer aus tiefster Seele, daß
andere bedeutende Menschen ihn verstehen und würdigen werden. Er
hofft auf Zuhörer und Leser. Wenn den Meister Beethoven am Ende
seiner Neunten Symphonie der Gedanke überfallen hätte, daß nie ein
menschliches Ohr auch nur einen einzigen dieser Töne wahrnehmen
werde, dann hätte er nicht einmal mehr die Kraft gefunden, die letzte
Note zu schreiben oder den letzten Punkt unter die letzte Note zu setzen.
Goethe hat dies klar in folgendem Spruche ausgedrückt:
„Was wär’ ich ohne dich, Freund Publikum?
All’ mein Gedanke Selbstgespräch,
All’ mein Empfinden stumm.“
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In diesen Worten Goethes ist der ganze Lehrbegriff des Universalismus
enthalten. Zuerst wird die Frage gestellt: „Was wär’ ich ohne dich . . . ? “
— Dann die schreckliche Erkenntnis: Dann wäre ja all mein Denken
Selbstgespräch! — Endlich das vernichtende Ergebnis: Dann wäre auch
mein Empfinden stumm! Das heißt aber nichts Geringeres als ein
Einschrumpfen des eigenen geistigen Daseins, ein Versinken der geistigen
Wirklichkeit in das Nichts.
Blicken wir auf alle die verschiedenen Beispiele zurück, so dürfen wir
sagen: Ohne Anteilnahme anderer (ohne „Interesse“) gibt es kein
künstlerisches Schaffen, kein geistiges Schaffen überhaupt; ein anderes
geistiges Schaffen als ein angeregtes, entzündetes ist nicht möglich; die
Hinwendung zu einem Zweiten, die darin liegende