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[154/155]

J. Die B o d e n r e f o r m

kann einfach als eine gemilderte Abart des Sozialismus bezeich-

net werden, welche die Gemeinsamkeit aber nur auf Besitz- und

Bewirtschaftungsrechte des Bodens erstreckt.

K. Das G e n o s s e n s c h a f t s w e s e n

wird von den Individualisten als „Selbsthilfe“ gekennzeichnet

und insofern individualistisch erklärt. An die Stelle des „Eigen-

nutzes der Einzelnen“ soll der Eigennutz vieler Einzelner, der

„Eigennutz der Gruppe“ treten, die sich ein „Monopol“ auf dem

Markt schafft. Auch dann ist ferner die Konstruktion der Genos-

senschaft eine individualistische, wenn die Einzelnen als zu einem

Verbande z u s a m m e n t r e t e n d gefaßt werden. / Jedoch ist

diese Auffassung unrichtig. „Genossenschaft“ bedeutet in Wahrheit,

daß sich ein Organ innerhalb von Ganzheiten (z. B. wirtschaftli-

chen) bildet. D u r c h „ G e n o s s e n s c h a f t “ e n t s t e h t i n

W a h r h e i t e i n e n e u e G l i e d s c h a f t einer Gruppe (und

zwar durch neues „Kapital höherer Ordnung“, welcher Begriff hier

aber nicht erklärt werden kann

1

). — Selbst wenn zwischen den

Genossenschaften der freie Wettbewerb herrscht, kann die universa-

listische Natur nicht ganz verleugnet werden.

L.

Der v ö l k i s c h e G e d a n k e o d e r N a t i o n a l i s m u s

Daß der völkische Gedanke universalistischer Art ist, geht aus

der Theorie des Volkstums hervor, die unten

2

entwickelt wird.

Jedoch führt vom völkischen Gedanken aus sich heraus noch keine

Brücke zur Welt des Handelns. Das erklärt die Schwäche der nur

völkischen Parteien. Der völkische Gedanke müßte Bestandteil

j e d e s Parteiprogramms sein. Wo, wie bei den Deutschen, eigene

völkische Parteien nötig sind, herrscht politische Instinktlosigkeit.

1

Vgl. mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929,

S. 101.

2

Siehe viertes Buch, S. 546 ff.