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2.

Der Buddhismus;

3.

Die Samkara-Richtung

1

.

Hier beschäftigt uns nur der Brahmanismus. Dieser entwickelt

die Abgeschiedenheit ganz auf panentheistischer Grundlage. Alles

ist Brahman, die göttliche Erstigkeit. „Wie, wenn man ein Feuer

mit feuchtem Holze anlegt, die Rauchwolken sich rings umher ver- /

breiten; ebenso, fürwahr, sind aus diesem großen Wesen ausgehaucht

worden ... alle Wesen . . .“

2

. „Dieses ist — gleichwie der Eini-

gungsort aller Gewässer der Ozean ist — ebenso der Einigungsort

aller Tastempfindungen als Haut, und ebenso der Einigungsort aller

Geschmacksempfindungen als Zunge (usw. usw.), und ebenso der

Einigungsort aller Wissenschaften als die Rede.“

3

Sein Name aber

ist: „die Realität der Realität“

4

.

Dieses göttliche Prinzip, das alles in allem ist, ist a b e r z u -

g l e i c h m i t d e r e i g e n e n S e e l e d e s M e n s c h e n w e -

s e n s e i n i g . B r a h m a n u n d A t m a n , G o t t u n d d a s

I c h , s i n d E i n s — was aber nicht im Sinne einer stofflichen

Emanation und a u c h n i c h t i m S i n n e d e s P a n t h e i s -

m u s (wie Schopenhauer und Deussen fälschlich behaupten) zu ver-

stehen ist. „In jeglicher Gestalt ward er sein Abbild.“

5

„Er, für-

wahr, i s t . . . zehn und ist tausend, ist vieles, ist unendlich ... Diese

Seele ist das Brahman .. .“

6

. — Diese Einheitslehre (nicht „Pan-

theismus“) ist noch keine strenge Abgeschiedenheitslehre, sie ist zu-

gleich universalistisch. Denn sind Gott und die Welt wesenseinig, so

sind auch alle Wesen, alle Dinge untereinander eins.

1

Siehe Richard Garbe: Die Samkhya-Philosophie, Eine Darstellung des in-

dischen Rationalismus, 2. Aufl., Leipzig 1917, S. 160.

2

Brihadarantaka-Upanishad 4, 5,11, S. 483, in: Sechzig Upanishads des

Veda, aus dem Sanskrit übersetzt von Paul Deussen, z. Aufl., Leipzig 1905; dazu

als weitere wichtige Quelle: Die Sutras des Vedanta nebst dem vollständigen

Kommentar des Cankara, aus dem Sanskrit übersetzt von Paul Deussen, Leipzig

1887. Cankaras Auffassung der Upanischaden als ein unpersönliches qualitätsloses

Brahman lehrend und die Welt als Schein (m a y a) verkündend, ist dem Buddhis-

mus verwandt und durchaus nicht einerlei mit dem Inhalt der Upanischaden

selbst, wie der in Schopenhauers Unphilosophie des Pessimismus befangene

Übersetzer Deussen lehrte.

3

Brihadaranyaka-Upanishad, Ausgabe Paul Deussen, 4, 5, 12, S. 484.

4

Brihadaranyaka-Upanishad, Ausgabe Paul Deussen, 2, 3, 6, S. 415.

5

Chandogya-Upanishad, Ausgabe Paul Deussen, 6, 8, S. 164 ff.

6

Chandogya-Upanishad, Ausgabe Paul Deussen, 6, 8, S. 164 ff.