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vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit als eines tierischen Geschöpfes, das zweite
erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intelligenz, ins Unendliche durch meine
Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit unab-
hängiges Leben offenbart. . In diesen herrlichen Worten spricht Kant mit einer
Klarheit, die dem Geiste unmittelbar einleuchtet, den Triumph der moralischen
Welt über das Naturgesetz, die bloße empirische Existenz, aus. Was der Verstand
über den Lauf der Sterne sagt, vernichtet / den Menschen als eine vergängliche
Existenz; das moralische Bewußtsein, das eine vom Kausalen unabhängige, ewige
Welt in sich trägt, richtet ihn wieder auf. Für uns ist an der Lehre vom Primat
der praktischen Vernunft wesentlich, daß sich der Einzelne in der Besinnung auf
sein sittliches Dasein, der er den Primat in seinem Wesen zuschreiben muß,
ganz vollendet, sich in der Besinnung auf seine moralische Wesenheit s e l b s t
g e n u g ist.
B. B e u r t e i l u n g
Faßt man dieses Ergebnis vom gesellschaftstheoretischen Stand-
punkte aus ins Auge, so ergibt sich folgender Begriff des menschli-
chen Ich oder Bewußtseins bei Kant:
(1)
Das Bewußtsein ist vollständig durch sich selbst, eigengesetz-
lich, bestimmt, sowohl moralisch wie erkennend — ein Ergebnis,
das wohl jede nicht-empiristische Philosophie im Grunde bejahen
muß, sofern der Selbsttätigkeit des Ich eine überbauende Ganzheit
nicht fehlt. Kant hat nun diese überbauende Ganzheit im Begriffe
des „Bewußtsein überhaupt“ wohl geahnt, aber nicht festgehalten.
Daher folgt bei ihm:
(2)
diese moralische Autonomie wird zugleich als empirische
Autarkie des Einzelnen gefaßt. Der Einzelne selbst ist es, der dieses
Werk vollbringt, der Begriff des apriorischen Bewußtseins wird
subjektivistisch bestimmt. Die V i e l h e i t d e r E i n z e l n e n
i s t z u r V o l l e n d u n g d e s i n d i v i d u e l l e n G e i s t e s
w e d e r a u s e i n e m e r k e n n t n i s t h e o r e t
i
s
c
h
e
n
n o c h a u s e i n e m s i t t l i c h e n G r u n d e n o t w e n d i g .
Kant bestimmt den Menschen rein aus seiner Ichform, er begreift
ihn nicht als Glied einer geistigen Gemeinschaft; daher bleibt es
in erkenntnistheoretischer Hinsicht bei der subjektiven „Einheit
der Apperzeption“, in sittlicher bei der subjektiven Autonomie. —
Dem entspricht:
(3)
Die Vielheit der Individuen ist für Kant vollständig irrational
und seine individuelle Sittlichkeit niemals zu wahrer gesellschaft-
licher Sittlichkeit fortgebildet worden Kantens moralisches Grund
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