V i e r t e r A b s c h n i t t
Über die Ableitung der Lebensinhalte der Gesellschaft
Wir gaben oben eine Übersicht über die Inhalte der Ausgliede-
rungsordnung. Gibt es einen Grundsatz für die Ableitung dieser
Inhalte?
Dieser Leitfaden kann nur im Gesellschaftsganzen selbst liegen.
Aber Gesellschaft ist objektiver Geist, der Einzelne sein Glied und
daher auch sein Ebenbild (Kategorie der Ebenbildlichkeit des Glie-
des). Sofern nun die gesellschaftlichen Teilinhalte am Einzelnen
selbst zur Erscheinung kommen, bietet sich am E i n z e l n e n
ein Unterscheidungs- und ein Ableitungsgrundsatz für die Teilgan-
zen. Überall findet und versteht der Mensch die Welt in einem tie-
feren Sinne nicht von außen, sondern, da er Glied dieser Welt ist,
durch die Deutung seines eigenen Inneren. In seine eigene Tiefe
hinabzusteigen ist das letzte Heil des Menschen. Der Mensch ist
nicht nur das kleine All (Mikrokosmos), er ist auch die kleine Ge-
sellschaft (Mikrokoinonia). Jedes Glied spiegelt sein Ganzes wider,
es ist ebenbildlich. Darum, wer in seine eigene Tiefe hinabsteigt,
steigt in die Tiefe der Gesellschaft hinab. Eine uralte Weisheit sagt,
daß der Mensch, der sich selbst verstünde, auch die Welt verstünde.
Die Gliedhaftigkeit des einzelnen Menschen im Gesamtgeiste der
Gesellschaft; und die Ebenbildlichkeit des Einzelgeistes als Glied /
des Gesamtgeistes sind es, die uns erlauben, an einzelnen Menschen
das Ganze zu erklären, aber auch vom Ganzen aus den Einzelnen zu
deuten.
An anderer Stelle haben wir in unserer „Pneumatologie“ folgende
innere Stufengliederung, die zugleich eine Inhaltsgliederung des
menschlichen Geistes ist, entwickelt: G l a u b e ,
W i s s e n ,
K u n s t , S i n n l i c h k e i t , W o l l e n u n d H a n d e l n
1
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* S .
* S .
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Vergleiche mein Buch: Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928,
S. 218 ff. (= Ergänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 3); ferner meine
Gesellschaftsphilosophie, München 1928, S. 60 ff.