V i e r t e s H a u p t s t ü c k
Die geistigen Teilganzen der Gesellschaft oder
die Gemeinschaften
Die Betrachtung der geistigen Teilganzen müßte den Vorrang-
sätzen gemäß mit dem Metaphysischen, mit Religion und Philo-
sophie, beginnen. Aus Gründen der leichteren Begriffsentwicklung
beginnen wir mit dem Einfachsten, der Wissenschaft.
E r s t e r A b s c h n i t t
Die Wissenschaft
I. Das logische Wesen der Wissenschaft
„Alle Menschen verlangen von Natur nach dem Wissen.“
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Es ist ein folgenschwerer Irrtum aller individualistischen Schulen
der Gesellschaftslehre, zu meinen, sie könnten die „Tatsachen“ der
gesellschaftlichen „Erfahrung“, ebenso wie der Physiker die seinen,
einfach hinnehmen und als „Daten“ zur Grundlage der Untersu-
chung machen. Sie vergessen, daß die gesellschaftlichen Tatsachen
(wie wir wiederholt sagten) keine Kieselsteine zum Greifen sind.
Der Gesellschaftsforscher kann nur innerlich mitverstehend seinen
Gegenstand erfassen. Er muß sich durch solches mitverstehendes
Nachschöpfen seinen Gegenstand erst schaffen, bevor er ihn unter-
suchen kann. Darum kann er auch über die Frage: was ist das l o -
g i s c h e Wesen der Wissenschaft? — niemals hinwegkommen. Die-
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Aristoteles.