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der mechanische, also geschichtslose Ablauf des Laplacischen Welt-

geschehens, da im mechanischen Evolutionismus das „Höhere“ im-

mer durch ein noch „Höheres“ abgelöst wird und so jener nie en-

dende, jener leere Fortschritt entsteht, der keiner mehr ist.

Es gibt aber auch von idealistischer Seite her eine Entwertung

des Weltgeschehens, die dazu führt, daß die geschichtliche Natur die-

ses Geschehens, wenn auch nicht verloren geht, so doch sehr in den

Eiintergrund tritt. Sofern nach der Ideenlehre Platons das Herab-

steigen der Idee ein Abfall ist, muß der Geist schon hienieden wie-

der in das Ideenreich zurückstreben. Und sofern damit das Ver-

weilen des Geistes hienieden, das Weltgeschehen, verhältnismäßig

entwertet ist, wird es auch in sich wieder sinnlos — geschichtslos.

Allerdings nur „sofern“. Denn ganz ohne Bedeutung, ganz ohne

Geschick, kann das Verweilen der Idee auf Erden ja niemals sein. —

Eine ähnliche Gedankenreihe und Haltung wie bei Platon beobach-

ten wir in der christlichen Geistesgeschichte. Dem Asketen ist die

Welt eine Hölle. Damit ist ihm ihr Geschehen, ihre Geschichte ent-

wertet. Allerdings gilt genau besehen dieser Zusammenhang gerade

in der christlichen Gedankenwelt nicht vollständig. Dem Heiligen

ist die Welt eine Schule. Da die Welt zwar gefallen ist, ein Heilsplan

sie aber wiederherstellen soll, so ist das Geschehen in ihr dennoch

sinnvoll: Es ist die Geschichte der Wiederherstellung der Welt.

Auch der aristotelischen Haltung, auch der neuplatonischen Haltung und

allen ähnlichen Lehren haftet jene platonische Schwäche der Geschichte gegenüber

an. Bedenkt man jedoch, was die landläufige Philosophiegeschichte übersieht, daß

allen diesen Philosophien die L e h r e v o n d e n W e l t z e i t a l t e r n als

selbstverständlich zugrunde lag — für Platon beweist dieses unter anderem der

„Staatsmann“

1

— so ist diese Geschichtslosigkeit zuletzt und grundsätzlich wie-

der überwunden, denn jedes Weltzeitalter ist in sich Geschichte, hat in sich Zu-

sammenhang. — Zurück bleibt aber immerhin noch eine gewisse Schwäche in der

Anteilnahme an der geschichtlichen Eigentümlichkeit des Weltgeschehens.

Als eine eigene Möglichkeit neben Naturalismus und Rationalismus, wie sie

oben

2

als geschichtslos aufgezeigt wurden, verbliebe zuletzt noch der Standpunkt

S c h o p e n h a u e r s , wonach die Welt zwar Geist sei, aber der Ablauf des

Geschehens, der Geschichte, dennoch sinnlos. Denn dieser Geist ist ihm b l i n -

d e r Wille. Dadurch ist es für ihn zuletzt doch kein geistiger, das hieße sinn-

voller, sondern notwendig wieder ein dem mechanischen gleichartiger Ablauf, der

1

Platon: Staatsschriften, Griechisch und Deutsch, Text durchgesehen und neu

übersetzt. Eingeleitet und Erläuterungen von Wilhelm Andreae. 3. Teil: Der

Staatsmann, Jena 1926, p. 271 e und p 273 b (= Die Herdflamme, Bd 13).

2

Siehe oben S. 205 f.