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Aus (2) folgt, daß Natur- und Geistesbetrachtung nach Weise
jener Vermittlungen, also entweder auf Grund der Ideenlehre oder
auf Grund des dialektischen Verfahrens, und zwar nicht nur philo-
sophisch-entwerfend, sondern auch einzelwissenschaftlich-zerglie-
dernd, vorgehen muß. Tatsächlich haben Ideenlehre und Dialektik
mächtig in die Einzelwissenschaften eingegriffen. Die Ideenlehre be-
stimmte das Verfahren der Wissenschaft bis Galilei. Schelling rühmte
sich einst mit Recht, durch seine (dialektische) Naturphilosophie
naturwissenschaftliche Entdeckungen vorausgesagt zu haben.
D a s , w a s w i r d i e „ V e r m i t t l u n g e n “ g e n a n n t
h a b e n , g i b t d e n S y s t e m e n n o t w e n d i g d i e F o r m
— und diese Form ist zugleich innig verbunden mit dem Inhalte.
Darum hat jede idealistische Philosophie als letzten systembilden-
den Urbegriff: das Übersinnliche in seiner Eigenschaft als schaffenden
Grund des Sinnlichen. Demgemäß ist für die Systembildung zu un-
terschreiben:
(1)
Der Begriff des Übersinnlichen (der zuletzt Gottesbegriff ist);
(2)
der Begriff der Vermittlungen, durch welche das Übersinn-
liche oder Absolute in Erscheinung tritt oder zum Bedingten, Ge-
schaffenen, Sinnlichen in ein Verhältnis tritt, sei es in welcher Art
immer;
(3)
der formelle Anfangsbegriff, mit dem die Entwicklung des
Begriffszusammenhanges eröffnet wird
1
.
Verdeutlicht man sich diese Unterscheidungen zuerst an P l a -
t o n , dann finden wir: (1) das Übersinnliche oder die „Idee des
Guten“ als A b s o l u t e s , insofern es „jenseits des Seins“ liegt
und auch jenseits der Ideenwelt, der es erst Sein und Wesen gibt.
2
Dieses Absolute wird, dem Sinne der geringen Andeutungen nach,
als a b s o l u t e r G e i s t gefaßt
3
, (2) Die I d e e n w e l t , wel-
che insofern ein System von Vermittlungen darstellt, als erst durch
1
Später habe ich zu diesen Elementen der Begriffsgestaltung noch hinzugefügt:
innere Voraussetzung der Grundbegriffe, das heißt die
Eingebungsgrundlage,
auf welcher die systemgestaltenden Gedanken beruhen (zuletzt ist das das
Grunderlebnis sinnlicher oder übersinnlicher Natur der Erfahrungsinhalte); und
die
Folgerichtigkeit oder Fehlerhaftigkeit
der begrifflichen Durchführung (vgl.
mein Buch: Philosophenspiegel, 1. Aufl., Leipzig 1933, S. 6 ff. [2. Aufl., Wien
1949, S. 19 ff.]).
2
Platon: Staat, p. 509 b und öfters.
3
Platon: Staat, p. 517 b und p. 597 b ff.; Phaidros p. 247 c; Phaidon p. 80 a f.
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