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personifiziert. Das führt zu der bekannten Welt höherer und nie-
derer Gottheiten in vielfacher Konkretheit: Der Rapport / mit
den T o t e n kann diese als Stammes- und Sippenführer — Na-
tionalgötter — erscheinen lassen, oder er kann zur Totenbeschwö-
rung führen; in der Natur können Fluß, Berg, Gewitter, Landschaft
usw., indem sie alle in ihrer vermeintlichen oder wahren Inner-
lichkeit durch magischen Rapport zu erfassen gesucht werden,
zum F l u ß g o t t , G e w i t t e r g o t t , B e r g g e i s t , O r t s -
g e n i u s werden; desgleichen können aber auch die Tiere, Bäu-
me, Pflanzen und Steine zum Gegenstand magischer Beeinflussung
gemacht werden, endlich auch dämonische und unterirdische, chtho-
nische Mächte — Polydämonismus. Demgemäß ist in bezug auf
die Steine der F e t i s c h i s m u s , in bezug auf die Pflanzen und
Tiere der T o t e m i s m u s das Ergebnis. Sie sind nicht als bloßer
Aberglaube abzutun, sondern im Zusammenhang mit der Toten-
verehrung und dem Seelenwanderungsglauben
1
, sowie magischen
Beeinflussungen zu verstehen. Dasselbe gilt von den chthonischen
Wesen, auf denen auch die gesamte, weltweite F r u c h t b a r -
k e i t s r e l i g i o n beruht.
Schon ein einziger Blick auf diese Bereiche der Magie läßt uns
die ungeheure Fülle der Konkretisierungen ahnen, welche die Magie
der Religion bringt. Doch wollen wir es.bei solchen allgemeinen
Hinweisen nicht bewenden lassen. Im folgenden seien die wichtig-
sten ekstatischen Zustände, wie sie der Magie aller Zeiten und
Völker eignen, in ihrer Eigenschaft als Quelle konkreter religiöser
Erscheinungen in aller Kürze betrachtet.
Wir beginnen mit den Zuständen des visionären Somnambulis-
mus und Hellsehens, da diese dem heutigen Bewußtsein am ver-
trautesten sind. Allerdings handelt es sich dabei meistens nicht um
eine aktive Magie, aber immerhin um ekstatische Zustände, die
sonst der Magie angehören.
A. E k s t a t i s c h e S c h a u u n g e n u n d H ö r u n g e n
Das Wesentlichste der Gesichte oder Visionen ekstatischer Art
— denn bloße visuelle Projektionen subjektiver Geisteszustände
1
Vgl.
unten
S. 335 ff.