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Daneben ist nun eine zweite Betrachtungsart möglich, in der jede
einzelne Erscheinung als diensthafter, das ist zu einem Zweck in
Beziehung stehender, als verrichtender, gliedhafter, l e i s t e n d e r
Teil des Ganzen, als etwas, das zum Ganzen etwas leistend beiträgt,
erfaßt wird. Es wird nicht mehr eigentlich das Ding, sondern nur noch
seine Leistung betrachtet. Das Messer der Hobelmaschine erscheint jetzt
nicht mehr als „Keil“, „Hebel“ und mechanisches Kräftesystem, sondern
als das, was es für ein Ziel leistet, nämlich als bestimmtes
Schneidewerkzeug, verrichtender „Hobel“. Der / Dampf im Kessel
erscheint jetzt nicht mehr als Atmosphärendruck, sondern als dienender
Beweger
der
Dampfmaschine,
der
Transmission,
der
Werkzeugmaschinen. — Ein weiteres Beispiel: „Kapital“ ist, als
leistendes Element in der Wirtschaft bestimmt, das m i t t e l b a r
leistende, und die Mittelbarkeit der Leistungen hat zum Grunde die
Mehrergiebigkeit des Mittelbaren; ursächlich bestimmt, ist dagegen
Kapital „eingefangene Naturkraft“, wie Böhm-Bawerk es glücklich
ausdrückt. Dieses Einfangen hat zum Grunde die Versammlung von
Ursächlichkeiten, welche Unterlage des Leistens werden sollen.
Diese Beispiele zeigen, daß alle für Volkswirtschaftslehre und
Gesellschaftswissenschaft in Betracht kommenden Begriffe zweifacher
Art sein müssen. Sie gehen auf zweierlei: einmal auf die
Einzelerscheinungen, wie sie in A b s e h u n g v o n i h r e m L e i -
s t u n g s - u n d Z w e c k z u s a m m e n h a n g , nämlich als
Kausalwesen, Naturwesen gegeben sind, das heißt auf die naturhafte
Bedingtheit der sozialen Einzelerscheinungen; sodann auf die
Einzelerscheinungen in ihrer Eigenschaft als Glieder im Zweckganzen,
das ist auf ihre Dienste, Verrichtungen, Funktionen, Rollen oder
Leistungen innerhalb des ganzen Systems der Wirtschaft.
Im ersteren Falle, wo kausal-mechanische Wesenheiten: „Hebel“,
„Schrauben“, seelische „Assoziationen“, ins Auge gefaßt werden, geht
sonach die Begriffsbildung auf die ursächliche, die naturhafte
Bedingtheit, auf die Genesis der Einzelerscheinung; im letzteren Falle,
wo verrichtende Werkzeuge, dienende, leistende Wesenheiten
lediglich als Vorzwecke ins Auge gefaßt werden, geht die
Begriffsbildung auf die Leistung oder Funktion im Ganzen, im
Zweckganzen. Man muß d a h e r d e n e r s t e r e n B e g r i f f a l s
d e n B e g r i f f d e s u r s ä c h l i c h e n W e s e n s o d e r d e n
g e n e t i s c h e n B e g r i f f v o n d e m l e t z t e r e n a l s d e m
B e g r i f f d e r L e i s t u n g o d e r F u n k t i o n e i n e r w i r t