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Armut, teils Wirtschaftskunde, gestützt auf wirtschaftsgeographische und auf chemisch-
technische Hilfsbegriffe.
II.
Das Verhältnis der wirtschaftlichen zur naturwissenschaftlichen
Betrachtung
Wen die vorstehenden Ausführungen überzeugt haben, für den ist
schon entschieden, daß die Begriffsbildung der Volkswirtschaftslehre
eine eigene (spezifische) ist, daß die Leistungsbegriffe mit den
genetischen Begriffen nichts zu tun haben. Daher kann das Verhältnis
zu den Begriffen jener Leistungsträger, für welche / die physikalische,
chemische und technologische Begriffsbildung in Frage kommt, hier
ganz kurz behandelt werden.
Die Hilfsmittel des Handelns, die Güter oder passiven Mittel, sind
genetisch gesehen entweder Stoffe oder Energien (z. B. Elektrizität).
Physik, Chemie, Technologie kommen daher für die genetischen
Begriffe in Frage, allenfalls auch Biologie, wenn man den Organismus
des Menschen nicht näher zu den Handlungen, sondern hierher rechnen
will, also auch die Medizin, im besonderen die „soziale Medizin“.
Auch hier zeigt näheres Zusehen, daß im volkswirtschaftlichen
Denken kein Platz für alle jene Ursächlichkeitsbegriffe ist. Chemische
Formeln, physikalische und mechanische Gesetze können in der
Volkswirtschaftslehre nirgends Unterkommen, die biologischen
„Analogien“ haben sich ohnehin nie durchgesetzt. Die Versuche, von
„Gleichgewicht“,
von
„Statik
und
Dynamik“
in
der
Volkswirtschaftslehre zu sprechen — so bei Comte, bei Walras, bei
neueren amerikanischen Verfassern, bei Schumpeter —, können nur
ähnlich als A n a l o g i e n gelten und aufgenommen werden wie jene
organischen Analogien, welche von Geweben, Nerven, Therapie,
Pathologie in der Volkswirtschaft sprechen. Der wahre
volkswirtschaftliche Begriff für Gleichgewicht ist „Entsprechung“
beziehungsweise — im wirtschaftlichen Kreislauf — „Beständigkeit“;
für Dynamik: Verschiebung, was im Kreislauf Fortschritt, Entwicklung
bedeutet
1
.
Auch die Güter können im volkswirtschaftlichen Denken nicht als
feste und flüssige (physikalische), noch als alkalische oder basische
(chemische) unterschieden werden, sondern lediglich nach ihren
Leistungen und ihrer Stellung im Gebäude der Leistungen, z. B. als
1
Vgl. oben S. 151 f., ebenso über die mathematische Analogie oben S. 68 und 70 f.