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Mit diesen Gestaltungen ist der Kreislauf der Wirtschaft, also der
leistenden Seite, und derjenige des seelischen Begleitvorganges
vollendet. Psychologisch betrachtet, bildet sich in stets
wiederkehrender Weise das Bedürfnis (welches vitaler, geistiger,
gesellschaftlicher Art sein kann); darauf folgt die Anstrengung, es zu
stillen, und endlich die Befriedigung selbst. Wenn ich psychologisch
denke, finde ich am Anfang der Wirtschaft stets die Gefühle, Triebkräfte
und so fort in Form des „Bedürfnisses“, in der Mitte die Gefühle,
Einsichten, Willenselemente und so fort als „Anstrengung“, am / Ende
die Gefühle und so fort der „Befriedigung“. Diesen psychologischen
Kreislauf mit dem wirtschaftlichen irgendwie zu vermengen, wie es in
so vielen nationalökonomischen Begriffsbildungen heute geschieht (in
der angeführten strengen Form findet er sich bei Schäffle
1
), ist ein
schwerer methodischer Fehler. Das B e d ü r f n i s i s t k e i n e
w i r t s c h a f t l i c h e K a t e g o r i e , der Bedürfnisbegriff kein
wirtschaftswissenschaftlicher
Begriff,
vielmehr
ein
rein
psychologischer. Das „Ziel“ ist es, was Anfangspunkt der Wirtschaft
wird! Es gibt viele Bedürfnisse, die niemals „Ziel“ meines Handelns
werden; erst indem gewisse ausgewählte Bedürfnisse „Gültigkeit“ als
Ziel meines Handelns erlangen, erlangen auch Leistungen Gültigkeiten
als „Mittel“ (Vorziele), erst dann entsteht ein Anfangspunkt der
„Wirtschaft“!
Kann
die
Volkswirtschaftslehre
je
durch
Assoziationsgesetze, Lust- und Unlusteigenschaften der Bedürfnisse und
ähnliche rein psychologische Begriffe irgendeine Erkenntnis der
wirtschaftlichen Erscheinungen erlangen? Hiermit hat sie gar nichts zu
tun! Wirtschaftlich entspricht dem „Bedürfnis“ nur die Tatsache der
Gesetztheit des Zieles, genauer der „Gültigkeit“ desselben, was bedeutet:
das Bedürfnis wird geltendes Ziel für ein Handeln und damit Zweck für
Zwischenzwecke, für „Mittel“, für „Leistungen“. — Der subjektiven
„Anstrengung“ sodann entspricht wirtschaftlich die Stufenleiter der
Gültigkeiten der Leistungen (Mittel), der Vorzwecke, die in allen
wirklich erfolgenden „Aufwendungen“ von Handlungen beschlossen
liegen. Diese „Aufwendungen“ sind also wirtschaftlich ein Gebäude von
Vorzwecken („Leistungen“) — das heißt keineswegs wieder von
Empfindungen, Gefühlen, Assozia
1
Albert Schäffle: Bau und Leben des sozialen Körpers, Bd 2, 2. Aufl., Tübingen 1896.
— Liefmanns „Psychische Kosten“ sind dasselbe wie Schäffles „Anstrengung“.