Table of Contents Table of Contents
Previous Page  177 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 177 / 9133 Next Page
Page Background

176

sozialen Lebens sei; und daß entsprechend der teleologischen Er-

kenntnisart, die die Natur der Regelung fordere, alle sozialen Be-

wegungen in e i n e r (formalen) Gesetzmäßigkeit, die in einem

u n b e d i n g t e n E n d z i e l e beschlossen sei, begriffen werden

müssen. Dem entspreche auch ein e i n h e i t l i c h e r G e g e n -

s t a n d der Sozialwissenschaft, indem Recht und Wirtschaft nur als

Form und Materie e i n e s u n d d e s s e l b e n O b j e k t e s zu

erachten seien.

Die in diesem Monismus versuchte Aufhebung des Gegensatzes

von Form und Stoff ist aber in der Tat nicht dergestalt, daß die be-

sagte ausschließende, d u a l i s t i s c h e Gegenüberstellung Stamm-

ler nicht zur Last fiele. Denn wäre der Vordersatz, auf dem dieser

Monismus ruht, nämlich daß das Soziale als solches nur durch die

äußerliche Regelung (die „Form“) bezeichnet und gegeben ist, strenge

durchgeführt, so k ö n n t e z u r T r e n n u n g v o n S t o f f u n d

F o r m ü b e r h a u p t n i c h t f o r t g e s c h r i t t e n w e r d e n .

Das Soziale wäre dann nur die Regelung und die S o z i a l w i s -

s e n s c h a f t w ä r e r e i n e F o r m w i s s e n s c h a f t . Um aber

dennoch eine s o z i a l e Stoff-Wissenschaft zu ermöglichen, hat

Stammler die Form vom alleinigen sozialen Elemente zum bloß

logisch primären, dominierenden degradiert. Damit hat er aber

einen verhängnisvollen Dualismus eingeführt. Die Wurzel desselben

liegt schon in seiner Begriffsbestimmung des Sozialen, nämlich in der

bloßen Unterscheidung von Wirtschaft und Recht. Aber erst durch

die t e l e o l o g i s c h e A u s d e u t u n g der Definition wird jene

einfache Zweiheit zum prinzipiellen Dualismus verabsolutiert.

Soziales Leben ist R e g e l u n g und ein geregelter I n h a l t .

Von hier aus kann ein sozialer Monismus nur durch die (auf der zu

weit gehenden Ausdehnung t e l e o l o g i s c h e r Erkenntnisart

beruhenden) doppelte Inkonsequenz der Verabsolutierung dieses

Gegensatzes und der Einräumung des Primates an das Formelement

gewonnen werden.

Im Ganzen handelt es sich, wie ersichtlich, bei der Beurteilung des

Stammlerschen Gesellschaftsbegriffes (beziehungsweise der Verhält-

nisbestimmung seiner beiden Elemente als „Form“ und „Stoff“ —

der e i g e n t l i c h e Gesellschaftsbegriff Stammlers) darum, ob das

durch ihn Bezeichnete grundsätzlich nach t e l e o l o g i s c h e r ,

oder, wie Stammler lieber sagt, f i n a l e r Erkenntnisart zu be-