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zialen Lebens mit der Frage nach der Gesetzmäßigkeit der regeln-

den F o r m e n einer menschlichen Gesellschaft und das heißt mit

der Frage nach der G e s e t z m ä ß i g k e i t d e r Z w e c k e zu-

sammen, da Regelung Zwecksetzung ist. Gesetzmäßigkeit der

Zwecke aber heißt: „Feststellung einer allgemeingültigen Methode,

nach der man den Inhalt von Zwecken... in zwei sachlich geschie-

dene Klassen teilen kann: in r i c h t i g e n u n d u n b e r e c h t i g -

t e n Inhalt. Es ist die Idee einer unbedingten Einheit [das soziale

Ideal], in welcher ein in seinem Werden bedingter Inhalt des wollen-

den Bewußtseins gerichtet ... zu werden vermag. Der Keim zu die-

ser grundlegenden Einheit ist jeder Synthesis zu dem Gedanken

eines Z w e c k e s eingepflanzt...“

1

Eine s o z i a l e (das heißt

teleologische, nicht kausale) Gesetzmäßigkeit muß sich daher auf die

E i n h e i t d e s Z w e c k e s der Formen beziehen

2

.

Durch unseren bisherigen Nachweis der Unzulänglichkeit rein

t e l e o l o g i s c h e r Erkenntnisart hinsichtlich der Tatsachen der

Wirtschaft ist diese Folgerung Stammlers hinlänglich getroffen —

denn der Mangel an selbständiger Gesetzmäßigkeit der Wirtschaft

ist ihm ja nur gegeben wegen der für alles Soziale einheitlichen Ge-

setzmäßigkeit der Zwecke. Ein besonderes Argument bietet aber

noch ein Hinweis auf die T a t s a c h e n d e r S o z i a l w i s s e n -

s c h a f t . Da ist das T h ü n e n ’sche Gesetz, welches in Absehung

von aller besonderen Bedingtheit sozialökonomischer Erscheinungen

durch bestimmte rechtliche Regelung gewisse sozialökonomische Zu-

sammenhänge aufzeigt, also e i n e s e l b s t ä n d i g e , i h r e m

S i n n e u n d W e s e n n a c h a u ß e r h a l b k o n k r e t e r

r e c h t l i c h - k o n v e n t i o n e l l e r R e g e l u n g l i e g e n d e

G e s e t z m ä ß i g k e i t d e r s o z i a l e n W i r t s c h a f t a u s -

d r ü c k t . Ein Beweis dafür ist insbesondere, daß das T h ü n e n -

sche Gesetz dem letzten Prinzip nach auch für die Wirtschaft des

isolierten Menschen (wo also von äußerer Regelung im Sinne

Stammlers keine Rede sein kann) gültig gedacht werden muß

3

. Auch

1

Rudolf Stammler: Die Lehre von dem richtigen Rechte, a. a. O., S. 182.

2

Vgl. Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 220 ff., sowie die

Abschnitte „Kreislauf des sozialen Lebens und soziale Konflikte“, in: Die Lehre

von dem richtigen Rechte, a. a. O., S. 241 ff.

3

Daß die isolierte Wirtschaft eine Abstraktion ist, die in der Vorgefundenen

empirischen Wirklichkeit niemals einen Beleg finden kann, ist selbstverständlich.

Nicht minder aber, daß diese Abstraktion dennoch gültig ist.