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mäßigkeit der Zwecke eine n o r m a t i v e Gesetzmäßigkeit. Sie

muß in einem einheitlichen Gesichtspunkte gesucht werden, nach

welchem die Zwecksetzungen des gesellschaftlichen Daseins bestimmt

sind. „Wenn die regelnde Ordnung es ist, deren Beachtung . .. eine

soziale Erkenntnis überhaupt erst ermöglicht, so kann diejenige Ein-

sicht, welche das Grundgesetz des sozialen Lebens darstellen würde,

auch nur in einer Einheit jener regelnden Form beschlossen sein.

Die konkreten, menschlich gesetzten Regeln ... konstituieren das

betreffende soziale Zusammenwirken ... in seiner Eigentümlichkeit;

folglich kann es kein soziales Grundgesetz geben, das nicht ein sol-

ches der ... regelnden Form ... wäre.“

1

Es kann also die Gesetz-

mäßigkeit des sozialen Lebens nur in der E i n h e i t d e s Z w e k -

k e s der sozialen Regelung und das ist in der E i n h e i t d e r

s o z i a l e n Z i e l e überhaupt gegründet sein. An einem obersten,

u n b e d i n g t e n u n d a l l g e m e i n g ü l t i g e n Ziele (einem

höchsten Zwecke analog dem höchsten Gut der Ethik) ist daher die

objektive Berechtigung sozialer Bestrebungen zu messen. Dies ist die

„ G e m e i n s c h a f t f r e i w o l l e n d e r M e n s c h e n “ , das

soziale Ideal. Eine m o n i s t i s c h e A u f f a s s u n g d e s s o -

z i a l e n L e b e n s ist so gewonnen. Der soziale Monismus stellt

sich nicht nur dar als die „Einheitlichkeit des G e g e n s t a n d e s

der sozialen Wissenschaft — also, daß Rechtsordnung und Sozial-

wirtschaft nur als Form und Materie eines und desselben Objektes

zu erachten sind und nicht als zwei selbständig existierende Dinge,

die in irgend welcher Wechselwirkung sich befinden“, sondern auch

als „Einheit des sozialen Lebens in dem Sinne, daß a l l e B e w e -

g u n g e n der menschlichen Gesellschaft ... in e i n e r u n d d e r -

s e l b e n G e s e t z m ä ß i g k e i t b e g r i f f e n werden“, auch

die bestimmenden Gründe der Rechtsänderungen

2

. Die Veränderun-

gen, Bewegungen des sozialen Lebens dürfen nur aus Gründen be-

griffen werden, die i n n e r h a l b d e r e i g e n e n E r k e n n t -

n i s b e d i n g u n g e n d e s s e l b e n s t e h e n , nämlich inner-

halb der gemeinsamen Zielsetzung, der äußeren Regelung. „Man

sagt wohl, daß die Erfindung der Dampfmaschine unsere sozialen

Zustände umgestaltet habe. Aber der Ausspruch ist ungenau. Nicht

1

Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 449.

2

Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 324.