192
mäßigkeit der Zwecke eine n o r m a t i v e Gesetzmäßigkeit. Sie
muß in einem einheitlichen Gesichtspunkte gesucht werden, nach
welchem die Zwecksetzungen des gesellschaftlichen Daseins bestimmt
sind. „Wenn die regelnde Ordnung es ist, deren Beachtung . .. eine
soziale Erkenntnis überhaupt erst ermöglicht, so kann diejenige Ein-
sicht, welche das Grundgesetz des sozialen Lebens darstellen würde,
auch nur in einer Einheit jener regelnden Form beschlossen sein.
Die konkreten, menschlich gesetzten Regeln ... konstituieren das
betreffende soziale Zusammenwirken ... in seiner Eigentümlichkeit;
folglich kann es kein soziales Grundgesetz geben, das nicht ein sol-
ches der ... regelnden Form ... wäre.“
1
Es kann also die Gesetz-
mäßigkeit des sozialen Lebens nur in der E i n h e i t d e s Z w e k -
k e s der sozialen Regelung und das ist in der E i n h e i t d e r
s o z i a l e n Z i e l e überhaupt gegründet sein. An einem obersten,
u n b e d i n g t e n u n d a l l g e m e i n g ü l t i g e n Ziele (einem
höchsten Zwecke analog dem höchsten Gut der Ethik) ist daher die
objektive Berechtigung sozialer Bestrebungen zu messen. Dies ist die
„ G e m e i n s c h a f t f r e i w o l l e n d e r M e n s c h e n “ , das
soziale Ideal. Eine m o n i s t i s c h e A u f f a s s u n g d e s s o -
z i a l e n L e b e n s ist so gewonnen. Der soziale Monismus stellt
sich nicht nur dar als die „Einheitlichkeit des G e g e n s t a n d e s
der sozialen Wissenschaft — also, daß Rechtsordnung und Sozial-
wirtschaft nur als Form und Materie eines und desselben Objektes
zu erachten sind und nicht als zwei selbständig existierende Dinge,
die in irgend welcher Wechselwirkung sich befinden“, sondern auch
als „Einheit des sozialen Lebens in dem Sinne, daß a l l e B e w e -
g u n g e n der menschlichen Gesellschaft ... in e i n e r u n d d e r -
s e l b e n G e s e t z m ä ß i g k e i t b e g r i f f e n werden“, auch
die bestimmenden Gründe der Rechtsänderungen
2
. Die Veränderun-
gen, Bewegungen des sozialen Lebens dürfen nur aus Gründen be-
griffen werden, die i n n e r h a l b d e r e i g e n e n E r k e n n t -
n i s b e d i n g u n g e n d e s s e l b e n s t e h e n , nämlich inner-
halb der gemeinsamen Zielsetzung, der äußeren Regelung. „Man
sagt wohl, daß die Erfindung der Dampfmaschine unsere sozialen
Zustände umgestaltet habe. Aber der Ausspruch ist ungenau. Nicht
1
Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 449.
2
Rudolf Stammler: Wirtschaft und Recht, a. a. O., S. 324.