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hier müßte Gemüse an anderer Stelle gepflanzt werden als Wald

(das heißt es müßten die Standorte der Produktion sich nach ihrer

Intensität abstufen). Diesem Beispiele ließen sich manche andere na-

tionalökonomische Einsicht zur Seite stellen. Die G r e s h a m sche

Regel, das G e s e t z d e s a b n e h m e n d e n B o d e n e r t r a -

g e s

1

, ferner alle Wertgesetze. Die Einsicht, daß ein Gut aus einem

geringeren Vorrate höher bewertet wird als ein solches aus einem

größeren Vorrate, weil es höheren Nutzen stiftet, bezieht sich

gleichfalls auf Vorgänge, die i h r e m B e g r i f f e n a c h nicht

unter der Bedingung äußerlicher Regelung stehen. Sie gilt denn auch

gleichfalls für die isolierte Wirtschaft

2

.

Damit ist nicht nur die selbständige Gesetzmäßigkeit der Wirt-

schaft, sondern auch der grundsätzlich k a u s a l e Charakter ihrer

tatsächlichen Erkenntnis dargetan. Denn alle diese Gesetze sind kau-

saler Natur. Sie beschreiben das k a u s a l e S y s t e m d e r

M i t t e l . Daß dieses allerdings einem bestimmten Zweck seine

historische Existenz verdankt, kommt dabei nicht in Frage. Denn

d i e s e r Zweck-Charakter entscheidet noch nichts darüber, ob die

Tatsachen auch wirklich in finaler Erkenntnisart erfaßt werden müs-

sen, beziehungsweise ob sie von der Sozialwissenschaft wirklich so

erfaßt wurden. Im Hinblick auf die angeführten Tatsachen der So-

zialwissenschaften läßt sich dies unschwer entscheiden. Wenn das

T h ü n e n sche Gesetz die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Er-

zeugungsort und Markt (Verbrauchsort) in allgemein gültiger

Weise beschreibt, oder wenn jene grenznutzentheoretische Einsicht

den Zusammenhang zwischen Vorrat und Nutzintensität ausdrückt,

so ist dies nichts anderes, wie wenn das G a y - L u s s a c’sche Ge-

1

Dieses Gesetz ist nicht etwa, wie zur Verteidigung Stammlers behauptet

wurde, ein „ N a t u r g e s e t z “ , sondern ein r e i n w i r t s c h a f t l i c h e s

G e s e t z , nämlich ein Gesetz der „Produktion auf Land“, das heißt ein Ge-

s e t z d e r P r o d u k t i o n m i t b e s t i m m t e n P r o d u k t i o n s m i t -

t e l n ; somit: ein G e s e t z d e s Z u s a m m e n h a n g s d e r M i t t e l n i c h t

d e r Z w e c k e und deswegen freilich ein kausales kein teleologisches Gesetz.

— Dieselbe logische Struktur wie dieses Gesetz haben aber a l l e nationalöko-

nomischen Einsichten.

2

Ein gut geführter Nachweis der grundsätzlichen Gleichartigkeit des Pro-

zesses wirtschaftlicher Wertung in der isolierten und der Verkehrswirtschaft

(durch Bestimmung des individuellen Wertungsaktes als wesensgleich mit den be-

züglichen Vorgängen beim Tausche in der Verkehrswirtschaft) bei Georg Simmel:

Philosophie des Geldes, Leipzig 1900, S. 34 ff.