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Neben dem Unterschiede zwischen Organismus und Gesellschaft,

der in dem Mangel an b e s t i m m t e r ä u ß e r e r G e s t a l -

t u n g des gesellschaftlichen Organismus liegt, ist es hauptsächlich

jener der r ä u m l i c h e n E n t f e r n t h e i t der die Gesell-

schaft bildenden Teile, den S p e n c e r hervorhebt. Der tierische

Organismus ist ein k o n k r e t e s Ganzes, „die Teile einer Gesell-

schaft dagegen bilden ein Ganzes, welches diskret ist“

1

. Zwar ist,

meint S p e n c e r , die wechselseitige Abhängigkeit der Teile auch

im sozialen Körper vermittelst Mitteilung und Verkehr hergestellt,

nichtsdestoweniger aber ist die diskrete Beschaffenheit des sozialen

Ganzen der Grund dafür, daß die Differenzierung im sozialen Kör-

per eine gänzlich andere werden muß, als im tierischen. Im tieri-

schen Körper können nämlich einzelne Teile Organe des Empfin-

dens, Fühlens usw. werden, im sozialen Körper aber ist dies un-

möglich; hier muß das Bewußtsein über das ganze Aggregat ver-

breitet „bleiben“

2

. Spencer hat darin allerdings nicht einen Unter-

schied hinsichtlich der G e s e t z e d e r O r g a n i s a t i o n des

sozialen und tierischen Organismus, also keinen p r i n z i p i e l l e n

U n t e r schied erblickt: „die erforderlichen gegenseitigen Ein-

flüsse der Teile aufeinander werden in der Gesellschaft, wo sie nicht

auf direktem Wege übertragbar sind, auf indirektem Wege über-

tragen

3

. Die Inkonsequenz ist aber offenbar. Schon daß aus jenen

Unterschieden nach S p e n c e r selbst „ein Unterschied in den

durch die Organisation erzielten Z w e c k e n entspringt“

4

, sollte

mehr zu denken geben. Aus diesem Umstande, daß das soziale

Aggregat als solches kein Sensorium hat, folgert er nämlich, daß

auch die Wohlfahrt desselben nicht für s i c h Ziel sein kann,

sondern, daß im Gegenteil die Gesellschaft zum Nutzen ihrer Glie-

der vorhanden ist

5

. Schon damit allein ist die biologische Auffas-

sung der Gesellschaft als unzutreffend dargetan. Ein Organismus,

1

Herbert Spencer: Die Prinzipien der Soziologie, deutsch von Benjamin

Vetter, Bd 2, Stuttgart 1877, § 220, S. 15.

2

Herbert Spencer: Die Prinzipien der Soziologie, Bd 2, Stuttgart 1877, § 222,

S. 19 f.

3

Herbert Spencer: Die Prinzipien der Soziologie, Bd 2, Stuttgart 1877, § 223,

S. 21.

4

Herbert Spencer: Die Prinzipien der Soziologie, Bd 2, Stuttgart 1877, § 223,

S. 21.

5

Herbert Spencer: Die Prinzipien der Soziologie, Bd 2, Stuttgart 1877, S. 20.