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Gesellschaftswissenschaftlich handelt es sich immer wieder um die
Grundtatsache: daß die geistige Wirklichkeit, die am Einzelnen zur
Erscheinung kommt, nur als eine mittels Gemeinschaft aktualisierte
erscheint. Die Möglichkeit, in einem Umkreise von Gezweiung Gei-
stiges in sich tatsächlich hervorzubringen, das ist es, was den Urbe-
stand des Einzelnen ausmacht und ihm sein Eigenleben verbürgt.
(b) Wir haben aber dem Einzelnen noch mehr zu geben: In jedem
Einzelnen ist nur ein ganz bestimmter Umkreis von Fähigkeit. Es
kann nicht aus jedem alles werden. Wer unmusikalisch ist, kann
niemals, durch keine noch so musikalische Gemeinschaft und Erzie-
hung, zu einem Mozart werden. Die geistigen Gemeinschaften um
den Einzelnen können nur die vorhandenen Fähigkeiten (Potenzen)
in ihm wecken, die nie gleich sind. Auf diese Weise geschieht es, daß
die Unwiederholbarkeit, die Einzigartigkeit, die Besonderheit, „die
Individualität“ dem Einzelnen n o t w e n d i g zukommt. Hieraus
ergibt sich die für die Beurteilung der Ganzheitslehre grundlegende
Folgerung: Wenn der Universalismus den Einzelnen als Glied einer
Gesamtgeistigkeit, der Gemeinschaft oder Gezweiung, bestimmt, s o
ist d a m i t d e r E i n z e l n e n i c h t v e r n i c h t e t , sondern
ihm gegeben, was ihm zukommt, die Einzigartigkeit, Individualität,
ebenso auch das Eigenleben. Der Stolz des Einzelnen, seine Einzig-
artigkeit, wird durch den Universalismus nicht angetastet. Was
der Universalismus bestreiten muß, ist nur, daß die ursprüngliche
Wirklichkeit (die primäre Realität) im Einzelnen liege. Die Ganz-
heit erweckt, sie ist daher zuerst, und sie ist etwas Eigenes; der Ein-
zelne wird erweckt, er ist daher später (logisch wie zeitlich). Und er
besteht in seiner tatsächlichen Erscheinung nur als (durch Eigentä-
tigkeit in Gezweiung) Verwirklichtes, sein eigener Bereich bleibt auf
die Bestimmtheit seiner selbst als Fähigkeit (Potenz, Stivapi?) be-
schränkt. Die Einzigartigkeit folgt dabei erstens aus der Urnatur,
dem Urbestand der „Selbste“, weil sie (als Beschränkung der Ak-
tualisierung jedes Selbstes auf ein b e s t i m m t e s Etwas) Bedingung
des Daseins jedes Selbstes, ja jedes Daseins überhaupt ist und dem-
gemäß soziologisch auch nicht weiter erklärt zu werden braucht. —
Die Einzigartigkeit folgt aber zweitens aus dem Wesen der Gemein-
schaft, die ja als ein geistiger Organismus in sich G l i e d e r , das
heißt aber: Besonderheiten, Unterschiedenheiten (Differenzierun-
gen) braucht, um ein Ganzes aus Teilen zu werden. N i c h t