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schaftslehre festgesetzt. Ricardo und Marx haben den Tausch als

Gleichung objektiver Wertmengen (nämlich von Arbeitsstunden)

gefaßt und in diesem Sinne den ganzen Ablauf der Wirtschaftsvor-

gänge dargestellt

1

. Entscheidend ist dabei der Begriff des gerechten

Preises. Nach individualistischer (entgeltender) Vorstellung ist der

gerechte Preis der Kostenpreis, das heißt es sollen gleiche objektive

Wertmengen (Kosten) getauscht werden. Man könnte dies in den

Satz kleiden: „Leistung nach der Gegenleistung.“ Nach universali-

stischer Vorstellung dagegen ist der gerechte Preis kein einheitlicher

Preis, sondern ein abgestufter. Er ist verschieden zu bemessen, je

nach der Fähigkeit des Käufers, mehr oder weniger zu geben, und je

nach der Fähigkeit des Verkäufers, mehr oder weniger von der be-

treffenden Ware abzugeben. Man könnte dies in den Satz kleiden:

„Leistung nach der Leistungsfähigkeit.“ Ungleiches, nicht Gleiches

wird hier gerecht getauscht

2

.

Die entgeltende Gerechtigkeit, welche aus dem Verhältnis zweier

Gebender eine Gleichung macht, ist soziologisch ein Unbegriff. Denn

das geistige Leben ist keine Krämerbude. Hier leidet der individua-

listische Gerechtigkeitsbegriff vollständig Schiffbruch.

IL Die Freiheit

3

A. I n d i v i d u a l i s t i s c h g e f a ß t :

Im individualistischen Sinne ist, wie sich zeigte, Freiheit das

Höchstmaß des Fürsichseins, das Nichtgestörtsein des Einzelnen in

seiner Selbstbestimmtheit und somit notwendig der politische

Hauptbegriff des individualistischen Denkens. Wo das Fürsichsein

gestört wird, tritt das Gegenteil von Freiheit ein, Zwang.

1

Davon unten mehr, siehe S. 138 ff.

2

Vom universalistischen Standpunkte aus wird der Preis erst in dem Maße,

als er ein r i c h t i g e r A u s d r u c k e i n e s r i c h t i g e n G l i e d e r b a u e s

d e r w i r t s c h a f t l i c h e n L e i s t u n g e n ist, zum gerechten Preise. Der

gerechte Preis ist kein für alle gleicher, sondern ein abgestufter Preis. Im voll-

kommenen Ganzen ist es unmöglich, Gleiches gegen Gleiches zu geben, sondern

dem Begriffe nach notwendig nur Ungleiches. (Zusatz zur dritten Auflage.)

3

Die sittliche Freiheit oder W i l l e n s f r e i h e i t ist streng zu unterscheiden

von der hier allein behandelten gesellschaftlichen und politischen Freiheit.