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B. U n i v e r s a l i s t i s c h g e f a ß t :
Für die universalistische Ansicht ist das Dasein des anderen nicht
störend für mein Dasein, sondern umgekehrt: Mein geistiges Sein
ist erst dadurch, daß ein anderes geistiges Sein ist. Der andere ist
also kein Hindernis, vielmehr grundsätzliche Bedingung meines
eigenen Seins. Freiheit besteht nicht im Höchstmaß von Fürsichsein,
sondern meine Freiheit ist nur dadurch möglich, daß ein anderer ist,
daß eine andere Freiheit ist. Der Individualist erklärt die Freiheit
des einen e i n g e s c h r ä n k t durch die Freiheit des anderen, statt
b e d i n g t durch sie! Man ermesse, welcher Irrtum / nicht nur,
nein, welche Verworfenheit dazu gehört, so kalt, werkzeuglich,
seelenfeindlich von seinem Freund, Genossen, Mitbürger zu denken.
Tödlich wäre es denn auch, die Einrichtung des Lebens nach dem
individualistischen Mindestmaß der gegenseitigen „Einschränkung“
des Daseins zu gestalten. Das Gegenteil ist nötig: Die geistige Bin-
dung ist ihrem Begriffe nach im Höchstmaß zu verwirklichen;
denn das Höchstmaß geistiger Gegenseitigkeit ist auch das Höchst-
maß eigenen geistigen Lebens. Nach universalistischer Auffassung ist
Freiheit nicht das Gegenteil von Zwang, sondern nur das Gegenteil
von geistiger Isolierung. Fürsichsein ist geistiger Tod, ist Verar-
mung. Positiv ist die Freiheit nicht, das zu tun, was ich will, son-
dern: zu t u n , w a s f r u c h t b a r e G e m e i n s c h a f t f o r -
d e r t — was ich soll; dieses „Soll“ aber ist (universalistisch ge-
dacht) in der vollkommenen Gemeinschaft sowohl vom Stand-
punkte des Ganzen wie des Ichs das gleiche.
Noch ist eine nähere Bestimmung von „Zwang“ nötig. Das Zu-
geständnis, das man hier dem Individualismus machen muß, ist,
daß der u n f r u c h t b a r e Z w a n g i n d e r T a t e i n G e -
g e n t e i l v o n F r e i h e i t , eine Fessel des Geistes ist. Aber
außer dem unfruchtbaren Zwange gibt es auch einen fruchtbaren,
wie denn auch die Sprache ganz richtig von einem „heilsamen
Zwange“ redet. Es gibt einen heilsamen Zwang, z. B. für den, der
das Schwimmen dadurch erlernt, daß man ihn ins Wasser wirft. In
diesem Sinne kann man sagen: F r e i h e i t i s t i m Z w a n g
z u f i n d e n . Jedoch gilt dieses Wort nur bedingt, wie alle Para-
doxa. Genau gesehen, ist der Zwang nur die Vorstufe wahrer Frei-