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und hielt sie für bloßen Raub, er sah nicht das Schöpferische, ge-

waltig Aufbauende, das zuletzt doch hinter dieser Ungleichheit

steckt. Marx hat ja durch die Einräumung eines „gesellschaftlich

notwendigen“ Mehrwertes seinen Fehler zu mildern gesucht, aber

für die politische Ausnutzung des „Mehrwertes“ war dies belang-

los, auch erfolgte keine theoretische Richtigstellung. Marx hat auch

die Größe des Mehrwertes (so sehr dies moderne Sozialisten be-

streiten wollen) maßlos hoch, wohl auf etwa 100 v. H. des not-

wendigen Arbeitslohnes eingeschätzt

1

! — Dadurch wurde es sozia-

listische Volksmeinung, daß durch Aufteilung des „Mehrwertrau-

bes" eine ungeheure Hebung der Lage des Arbeiterstandes zu errei-

chen sei, während in Wahrheit die Massenlöhne im allgemeinen die

(freilich in bedeutendem Maße erhöhbare) Durchschnittsportion

darstellen, die aus dem Gesamterzeugnis auf jeden entfällt! So wird

kein Kenner bestreiten, daß Marxens Stellungnahme in diesem

Hauptproblem ganz an der Oberfläche geblieben ist.

Das Arbeiterelend der nachnapoleonischen Zeit, von dem Marxens Schilderung

im I. Band des „Kapitals“ ausging, war nicht durchaus eine Folge kapitalistischer

Wirtschaftsweise, sondern zum Teil auch eine Kriegsfolge, zum Teil eine Folge der

übermäßig raschen Ausdehnung der Kapitalbildung, das heißt der Ausdehnung der

Erzeugungsgrundlage zuungunsten der Verbrauchsvorräte, die der aufsteigenden

Volkswirtschaft entzogen wurden. Dieser Drang zu übermäßiger Kapitalbildung

ist jeder Zeit nach Kriegen und großer Kapitalvernichtung eigen, aber auch jeder

Zeit raschen wirtschaftlichen Aufschwunges. Von s o l c h e n Z u s a m m e n -

h ä n g e n w u ß t e a b e r M a r x n i c h t s , w e i l i h m d i e g r ü n d l i c h e n

f a c h l i c h e n K e n n t n i s s e , d i e t i e f e r e n E i n b l i c k e i n d i e Z u -

s a m m e n h ä n g e f e h l t e n .

B. K o n z e n t r a t i o n s l e h r e

Das bedeutsamste Lehrstück Marxens, das aber durchaus keine ur-

sprüngliche Leistung seinerseits ist, liegt in dem Gesetze der K o n -

z e n t r a t i o n d e s K a p i t a l s u n d d e r B e t r i e b e vor.

Während man über die Wert- und Mehrwertlehre Marxens zumeist

geringschätzig geurteilt hat, ist der Wahrheitsgehalt dieses Gesetzes

zwar auch nie voll zugegeben, aber doch durchwegs ungeheuer über-

schätzt worden. Man war und ist heute noch der Meinung, die Kon-

1

Vgl. z. B. die Berechnung in: Das Kapital, Bd 1, S. 156, die allerdings nicht

verbindlich, aber bezeichnend ist.

Il Spann, 5