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2. Von jeder anderen jene letzte, einzig reale Gesetzmäßigkeit

negierenden Auffassung meint dafür hingegen wieder S i m m e l ,

daß sie eine d o p p e l t e G e s e t z g e b u n g (nämlich für die

Teile und für das Ganze) also einen argen A n t h r o p o m o r -

p h i s m u s in sich schließen würde. Demgegenüber muß nun einer-

seits feststehen, daß weder der Begriff der Wechselwirkung, noch

sonst ein von S i m m e l angegebenes Kriterium jene wenigstens

„relativ objektive“ Vereinheitlichung des Komplexes, die er selbst

wegen der zugegebenen Notwendigkeit der unmittelbaren Erfor-

schung der Komplexe als solcher fordert, zu leisten imstande sein

kann, wenn einmal letzte Teile als allein mit „wirklichen Kräften“

ausgestattet gedacht werden. Andererseits fragt es sich eben, ob der

Begriff selbständiger Gesetzmäßigkeit für das Ganze tatsächlich eine

s o l c h e Bedeutung haben muß, daß er a n d e r w e i t i g e ,

„selbständige“ Gesetzmäßigkeit des „Teiles“ ausschließt. Dieser wie-

der nur, wenn man die Kausalität schon als w i r k e n d e K r a f t

in diese „Teile“ hineinverlegt hat! Gesetze von Komplexen brau-

chen, um als selbständig aufgefaßt werden zu müssen, bloß den Sinn

zu haben, daß die A u s s a g e , d i e s i e d a r s t e l l e n ,

n i c h t i n d e n A u s s a g e n d e r „ E l e m e n t e n “

- G e s e t z e (das sind solche, die die Bedingungen der Teile in anderen

Verbindungen betreffen) a u f g e h t, nicht in diesen enthalten

erscheint. Dies braucht eben nicht zu bedeuten, daß sie selbständige

„elementare“ Wirksamkeiten nicht duldeten, daß diese nun ausge-

schaltet schienen. Als eine mystische Schöpfung zeigt sich, wie wir

oben schon sahen, die „selbständige Gesetzmäßigkeit des Ganzen“

nur dann, wenn man sie von der „selbständigen Gesetzmäßigkeit

der Teile“ ableiten muß. Liegt aber der Grund für die eigene Be-

trachtung der Komplexe in einer neuen einheitlichen Kausalver-

knüpfung schlechthin, so braucht von einer „selbständigen Gesetz-

mäßigkeit der Teile“ gar nicht geredet zu werden, weil diese Gegen-

überstellung dann gar nicht zutreffend ist. Sinn und Geltungsan-

spruch aller Begriffsbildung über Kausalverknüpfung ist in beiden

Fällen gleicher deskriptiver Natur. Es ist schon das h i s t o r i s c h e

(individuelle) D a t u m einer neuen Kausalverknüpfung von „Tei-

len“, das in jeder grundsätzlich unterschiedlichen Gattung von Ge-

samtzusammenhängen ein g r u n d s ä t z l i c h

N e u e s , also

selbständig Beschreibbares bedeutet! Denn selbst wenn wir das Ideal