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sammenhange, denn dasselbe bezieht sich auf das grundsätzlich neue
Datum der B e d e u t u n g von a als Änderungsbedingung im
S y s t e m A, also auf eine neue einheitliche Kausalverknüpfung in
einem Gesamtzusammenhange. Und dann: da nach S i m m e l die
Zusammenfassung A erst dadurch gerechtfertigt erscheint, daß in
ihr a als Einfaches wirkt, also als e i n e , das heißt einfache Bedin-
gung auftritt, so wird diese auch nicht als selbst Zusammengesetztes,
sondern als Einfaches (somit gegenüber ihren Teilen Neues) beschrie-
ben — gemäß der Voraussetzung. Damit ist dann aber die von
S i m m e l geleugnete „selbständige Gesetzmäßigkeit des Ganzen“
wieder eingeführt, denn die „neue Einheit“ eines Gesamtzustandes
erscheint hier nur als neue gesetzliche Verknüpfung von Teilen, die
dann in a n d e r e n Verknüpfungen natürlich a n d e r s als Teil
oder Ganzes auftreten. Daher könnte selbst die erschöpfendste wis-
senschaftliche Erfassung der Teile a, b, c „an sich“ (das heißt eigent-
lich nur: in a l l e n a n d e r e n Zusammenhängen, a, r, s . . . , a,
y, z . . . usw.) uns kein Titelchen ihrer Bedeutung für den Gesamt-
zusammenhang a b c ( = A) mitteilen, woraus eine Einordnung letz-
terer Beschreibung als besonderer in jene als allgemeinerer als un-
möglich, hingegen das Aufstellen neuer, selbständiger Gesetzesreihen
für die neuen „Gesamt“kräfte als notwendig sich ergibt.
Es liegt demnach das ganze Problem selbständiger kausaler Sozial-
gesetze wesentlich darin, ob es einen Gesichtspunkt gibt, von dem
aus das durch ein soziales Gesetz Beschriebene als eine (gegenüber
den Teilen) neue Einheit aufgefaßt werden kann. S i m m e l aber
hat diese Einheit, und zwar als eine einheitliche Wirksamkeit, selbst
eingeführt, selbst statuiert! — Daß auch dies nur durch einen küh-
nen metaphysischen Griff geschah, läßt die Lösung — von S i m -
m e l allerdings auch nicht vollzogen — unberührt. Es beweist nur,
wie S i m m e l sich durch einen Widerspruch mit einem anderen
Widerspruch — widerspricht!
In der Tat: um trotz der extrem atomistischen Auseinanderlegung
alles Geschehens in letztes, einfachstes Teil-Geschehen, wonach es
für das G a n z e a l s s o l c h e s k e i n e r l e i G e s e t z e
g e b e n k a n n (1), eine Gesellschaftswissenschaft zu ermöglichen,
wird die durchgängige W e c h s e l w i r k u n g a l l e r T e i l e
(2) als Kriterium für die wissenschaftliche Brauchbarkeit von Zu-
sammenfassungen zu Komplexen zu Hilfe genommen. Da aber die-