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d e s g e i s t i g e n V e r k e h r s i n d e r G e s e l l s c h a f t , etwas gänzlich

Sachwidriges, eigentlich Undurchführbares, das es denn auch in der Geschichte

niemals gegeben hat. S t e t s h a b e n d a h e r a u c h i n d e r D e m o k r a -

t i e F ü h r u n g e n , C l i q u e n , P a r t e i e n u n d ä h n l i c h e w i l d -

g e w a c h s e n e Z w i s c h e n g r u p p e n v e r m i t t e l n m ü s s e n !

1

/

Als Ergebnis bestätigt sich von allen Seiten her: Die beste Staats-

form verlangt ständische Gliederung, rangstufige Vermittlung, das

heißt vom Gipfel herabsteigende Dezentralisierung statt atomisti-

scher Zentralisierung

2

.

Diese Gedankengänge können hier nicht weiter verfolgt werden,

sie gehören in die allgemeine Gesellschaftslehre. Jedoch waren sie zur

Erkenntnis und zur Erläuterung des ständischen Wesens unentbehr-

lich, dessen leibhaftiger Betrachtung wir uns nun endgültig zuwen-

den.

§ 29. Folgerungen aus dem Stufenbau der Gemeinschaften

I.

Ableitung der handelnden Stände

Die politische Seite des Standes leitet sich von seiner Stellung in der

organisatorischen Gliederung der Gesellschaft, das heißt von seiner

Herrschaftsstellung ab. Die wirtschaftliche Seite dagegen gründet sich

auf seine Stellung in der Welt der Mittel. Um die wirtschaftlichen

Stände zu erkennen, wie sie aus der geistigen Schichtung der Gesell-

schaft folgen, müssen wir dieses geistige Leben selbst daraufhin be-

trachten, wieweit es eine Grundlage für die Mittelbeschaffung bildet.

— Zur Klarstellung der Fachausdrücke beziehungsweise der begriff-

lichen Unterscheidungen, die wir innerhalb des allgemeinen Gat-

tungsbegriffes „Stand“ machen müssen, sei folgendes voraus-

geschickt. Wir unterscheiden:

(1)

geistiger Stand oder latenter Stand, V o r - S t a n d ;

(2)

handelnder Stand, Stand im eigentlichen Sinne oder V o l l -

S t a n d . Ist dieser als solcher zu gemeinsamem Handeln einheitlich

zusammengefaßt, dann ist organisierter Stand oder zünftiger Stand

(in der Wirtschaft: Zunft, Gilde, Innung im weitesten Sinne, In-

begriff der Berufstände, das heißt der wirtschaftlichen Teilstände). Da

1

Siehe oben S. 120 ff.

2

Uber die Zentralisierung und Dezentralisierung noch unten § 30.