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die handelnden Stände wieder in sich gegliedert sind, ist ferner zu
unterscheiden
(3)
die senkrechte (vertikale) Gliederung eines Standes nach Rang-
stufen. Die Rangstufe eines zünftigen Standes (beziehungsweise
auch eines unorganisierten handelnden Standes überhaupt) nennen
wir R a n g s t a n d oder auch: Rangklasse, Standesstufe;
(4)
die waagrechte (horizontale) Gliederung mehrerer Stände er-
gibt die Zusammenfassung gleichartiger Teilstände oder Standes-
stufen aus verschiedenen zünftigen Ständen; z. B. bilden Papst, Kö-
nig, Staatspräsident in ihrer Eigenschaft als Oberhäupter die gleiche
S t a n d e s g r u p p e
oder rangmäßige
S t a n d e s - G e s e l l -
s c h a f t ;
(5)
der Stand in seiner Herrschaftsstellung betrachtet: p o l i t i -
s c h e r S t a n d .
Die Stände (2) bis (5) fallen nicht zusammen, weil die geistigen Grundlagen
für jede Art des Handelns, z. B. das politische und wirtschaftliche Handeln —
etwa Wirtschaftszunft und politischer Stand — nicht dieselben sind.
/
A .
W e l c h e g e i s t i g e n G e m e i n s c h a f t e n s i n d d i e
G r u n d l a g e f ü r d i e h a n d e l n d e n S t ä n d e ?
Es gilt nun, die geistigen Gemeinschaften als Grundlagen der han-
delnden Stände zu erkennen.
Eine uralte Weisheit unterscheidet die Stände in drei große Grup-
pen als Lehrstand, Wehrstand, Nährstand, und rückt damit ihren
geistigen Gehalt in den Vordergrund. Jedoch ist diese Einteilung,
die auch in Platons „Staat“ maßgebend ist, die sich schon im Zend
Avesta und ebenso bei den alten Indern in den Upanischaden und
der Bhagavadgita findet, nicht genügend ausgearbeitet und für heu-
tige Verhältnisse zu einfach. Unter Beachtung der geistigen Gemein-
schaften als Grundlagen der handelnden Stände, ferner der Mittel,
welche den Gemeinschaftsinhalten dienen, endlich der Organisatio- /
nen, die sie nach außenhin zusammenfassen, ergibt sich die neben-
stehende Tafel der Stände, welche allerdings nicht die konkrete
Ständebildung der heutigen und künftigen Gesellschaft, sondern zu-
nächst nur die Grundgebilde, also vorerst noch abstraktere, allge-
meinere Gestaltungen zur Übersicht bringt
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Siehe unten S. 233.