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Schichten ausgliedert. Daraus folgt die unendlich wichtige Einsicht,
welche der gesamten gesellschaftswissenschaftlichen und wirtschafts-
wissenschaftlichen Bildung von Anfang an vertraut sein sollte, und
die wir schon von der Erörterung der Gleichheit her kennen:
Gleiche Mittel sind nur möglich für den Kreis von gleichartiger
Geistigkeit, die Möglichkeit wirtschaftlicher Gleichheit ist von An-
beginn durch den Satz beschränkt
A. G l e i c h e M i t t e l n u r f ü r g l e i c h e Z i e l e
Diese Einsicht findet sich bereits in einem uralten Satz, den Dio-
genes Laertius dem Pythagoras zuschreibt und der in Platons
„Staat“ eine grundlegende Rolle spielt, nämlich: „Unter Freunden
ist alles gemein.“ Nur unter Freunden, unter wahrhaften Freunden!
Denn allein diese haben jene Gleichartigkeit der Ziele, welche die
Bedürftigkeit nach gleichen Mitteln bedingt. Nicht eigentlich der
Freundschaft wegen ist unter Freunden alles gemein, sondern die
gleichartige Geistigkeit ist es, welche die Freundschaft schafft, und
welche gleiche Mittel erfordert.
Dieser Begriff des Standes als eines verhältnismäßig gleichartigen
Kreises zeigt die grundsätzliche Unvollziehbarkeit des allgemeinen
wirtschaftlichen Kommunismus, die Unvollziehbarkeit der Gleich-
heit von einer anderen Seite an, als sie uns schon früher bekannt
war. Er zeigt aber auch deutlich an, / wie dagegen die Gütergemein-
schaft (oder ihr verwandte Formen) im geistig gleichartigen Kreise
das Natürliche oder doch mindestens das Mögliche ist. So erklärt
sich der „Kommunismus“ der Urchristengemeinden, der Mönchs-
orden, Sekten und ähnlicher, eng verbundener, gesinnungsgleicher
Gruppen.
Nachdem nun die Stände aber nur weite, nicht engste, innigste
Freundschaftskreise mit voller, alles Wesentliche umfassender Gei-
stesgleichheit, darstellen, so kann denn auch für sie der Satz: „Unter
Freunden ist alles gemein“, und der Satz: „Gleiche Mittel für gleiche
Ziele“ nicht streng und genau, sondern nur in einem weiten, lok-
keren Sinn gelten. Die geistige Gleichheit weiter, zu einem Stande
zusammengefaßter Kreise ist nie so groß, daß darauf wirkliche Gü-
tergemeinschaft gegründet werden könnte, vielmehr: Die nur in
großen Zügen vorhandene geistige Gemeinsamkeit kann auch nur