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[202/203]

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die Kartelle, Konzerne, kartellähnlichen Gruppierungen; auf

seiten der Arbeiter

die Gewerkschaften und gewerkschaftsähnlichen Verbände

gebildet und haben so, ehe noch eine Lücke großen Stils durch Auf-

lösung der alten Bindungen entstehen konnte, selbsttätig wieder An-

sätze neuer ständischer Gliederungen an die Stelle der alten, ver-

lorenen und zerstörten gesetzt — allerdings Gliederungen, die nur

vorläufig und w i l d g e w a c h s e n sind, statt der planmäßigen

der früheren Zeit, und die ihre Aufgabe noch nicht voll erfüllen

können.

Der

g l e i c h m a c h e r i s c h - a t o m i s t i s c h e

W e t t b e w e r b h a t n i r g e n d s e i n v ö l l i g a t o m i s t i -

s c h e s N e b e n e i n a n d e r d e r T e i l e h e r v o r b r i n

g

e

n

k ö n n e n , s o n d e r n ü b e r a l l B i n d u n g u n d G l i e d e -

r u n g b e s t e h e n l a s s e n m ü s s e n o d e r n e u b e w i r k t .

Ob das Auge auf die Gegenwart oder die Vergangenheit blickt,

überall findet es Staat und Gesellschaft in Wahrheit nur als ständisch

gegliedert vor, daran konnten die immer wiederkehrenden kapita-

listischen Einbrüche, die in der Wirtschaftsgeschichte zu beobachten

sind, nichts ändern.

Und warum ständisch? Weil, um diesen Gedanken stets aufs neue

zu wiederholen, geistige Verschiedenheit in der Gesellschaft waltet,

weil aus den letzten geistigen Verschiedenheiten auch verschiedene

Lebensaufgaben, Lebensrichtungen und daher verschiedene Grund-

stellungen in freier geistiger / Gemeinschaft folgen. Diese verschiede-

nen geistigen Grundstellungen bilden dann die Unterlage für jene

Gliederung, Abstufung, organische Zusammenfassung, welche die

„Stände“ ausmachen.

Die ständische Gliederung ist eine Grundtatsache aller gesell-

schaftlichen und staatlichen Geschichte, sie ist jener Fels, an dem sich

die Brandung individualistischer, liberaler, demokratischer und

(welch eine Ungeheuerlichkeit der Wortzusammensetzung!) sozial-

demokratischer Wogen notwendig brechen muß — heute ebenso,

wie es schon hundertmal in der Geschichte geschah. Wenn die Wogen

nicht brechen, bricht der Fels, bricht die Gesellschaft selbst zusam-

men, zerbricht der Geist, der in ihr wohnt als Gesittung und Kultur

— auch das geschah schon öfters in der Geschichte, wie die bolschewi-

1

Robert von Pöhlmann: Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in

der antiken Welt, Bd 1, 2. Aufl., München 1912.