Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2445 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2445 / 9133 Next Page
Page Background

[204]

283

A.

Die E i g e n t u m s o r d n u n g i m s t ä n d i s c h e n

S t a a t e

Für die zünftigen Genossenschaften selbst folgt aus allem Bisheri-

gen (und es wird später noch erhärtet werden), daß sie ihrem Wesen

nach Berufgenossenschaften, Berufstände sein müssen. Für den Eigen-

tumsgrundsatz, der sie beherrscht, ist maßgebend, daß Stand ein

großer Kreis von Menschen ist, in welchem volle Gleichheit unmög-

lich ist. Da nur unter wahrhaften Freunden alles gemein sein kann,

so kann der (nur bei voller innerer Gleichheit vollziehbare) kommu-

nistische Eigentumsbegriff innerhalb des Standes keine Anwendung

finden. Das heißt aber andererseits: Das Privateigentum kann zwar

nicht eigentlich abgeschafft werden; es muß jedoch einen der ständi-

schen Solidarität entsprechenden gemeinnützigen, zur Gemeinsam-

keit hinzwingenden Einschlag erhalten. Denkt man die „abgestufte,

lockere Gemeinsamkeit“, die wir als im Wesen des Standes gegründet

sahen, nach allen Seiten hin zu Ende, so ergibt sich, daß die Ganz-

heit des Standes, weil sie keine streng einheitliche ist, wirtschaftlich

in unterschiedlichen und abgestuften Gliederungen (sowohl den Be-

trieben wie den Wirtschaftszweigen nach) zur Erscheinung kommt

und auch geistig durch weite individuelle Unterschiede hindurchgeht.

Daher soll die Verwaltung des Eigentums dem Einzelnen übertragen,

aber vom Unterverbande und -stande (dem Teilstande oder Beruf-

stande), höher hinauf vom wirtschaftlichen Gesamtstande (Stände-

haus) und zuletzt von der staatlichen Ganzheit überwacht werden —

ein s t ä n d i s c h u n d s t a a t l i c h b e s c h r ä n k t e s P r i -

v a t e i g e n t u m . Wir erlangen damit als ersten allgemeinen Satz

zur Kennzeichnung der ständischen Eigentumsordnung:

1. Es g i b t f o r m e l l P r i v a t e i g e n t u m , d e r S a c h e

n a c h a b e r n u r G e m e i n e i g e n t u m , indem das Privat-

eigentum der Einzelnen auf die Teil-stände (Berufstände), das Eigen-

tum der Teilstände auf die übergeordneten Ganzheiten (Standesver-

bände) und zuletzt auf das letzte Ganze, den Staat, hin gerichtet ist.

Daß das Eigentum der F o r m nach Privateigentum sei, entspricht

der großen individuellen Verschiedenheit, die innerhalb der Glie-

derungen des Standes waltet, und entspricht auch der großen Be-

weglichkeit und Lebendigkeit, die der Körper der Wirtschaft in je-

dem Augenblicke gemäß der Entwicklung von Volkszahl, Markt-