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Grundtatsache klar sein, daß es an hochbegabten Köpfen und be-
deutenden Charakteren für alle führerischen Massenaufgaben stets
mangeln wird und auch in der Geschichte bei allen Völkern der
Erde stets gemangelt hat.
Von diesem Standpunkte aus ist nun die Aufgabe, ständische
Gliederungen nicht zu Kasten erstarren zu lassen, nur beschränkt
lösbar. Sie nimmt vor allem die Gestalt an: durch den steten Nach-
schub wenigstens der vorhandenen Begabten aus den unteren
Schichten das Leben der Gesellschaft als Ganzes frisch, das Niveau
angemessen zu erhalten. N i c h t d i e V e r s o r g u n g d e r
w e n i g e n b e s o n d e r e n B e g a b u n g e n , s o n d e r n d i e
E r s t a r r u n g d e r o b e r e n S t ä n d e z u v e r h i n d e r n ,
i s t d i e A u f g a b e ! Darauf vor allem hat die ganze organisa-
torische Vorsorge und die Gestaltung des Erziehungswesens abzu-
zielen. Im Mittelalter wurden viele höhere Begabungen durch die
Klöster versorgt. Aber sie wurden vom Leben getrennt, und so
konnten sich vielleicht gerade dadurch bei den höheren Ständen
Mißbräuche im Laufe der Jahrhunderte einnisten, trotzdem sich an-
dererseits diese höheren Stände durch die kriegerischen Aufgaben,
die auf ihnen lasteten, von selbst tüchtig erhalten, sich zu L e b e n s -
f ü h r e r n bilden mußten.
Ich wiederhole, daß vollständig Durchgreifendes hier nie zu er-
reichen ist, vielmehr die meisten Hoffnungen auf die geistige He-
bung des Gesamtlebens, des ganzen Volkes selbst zu setzen sind.
Denn im geistigen Leben der Nation recht auch die Wurzel aller
Erziehung. So wenig von den denkerischen und sittlichen Fähigkei-
ten der großen Menge zu halten ist, so sehr ist es doch möglich,
für die Richtung ihrer Geistigkeit, für die Hebung ihres geistigen
Durchschnittsstandes auf ständischer Grundlage Erkleckliches zu tun.
Hervorbringendes, Selbständiges allerdings darf man von der Masse
nie erwarten. Da gilt der Satz Goethes in den Zahmen Xenien:
Eines muß ich als Höchstes achten:
Die Menschen kennen und nicht verachten.
So geringfügig alle die Mittel erscheinen müssen, die im Vor-
stehenden und im Laufe der früheren Erörterungen angeführt wur-
den, es liegt an ihnen, wie schon hervorgehoben, dennoch unendlich
viel, weil die stete Geistauffrischung der höheren Stände durch die