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verstrickt. Nun gilt es, die Schmach zu sühnen, die Eiterbeule, die
da heißt Demokratie und Marxismus, auszuschneiden, all unsere
Schmerzen ehrlich durchzukosten; auf daß sie das lautere Gold der
Einsicht und Einkehr in uns wirken. Erst die Wahrheit macht frei,
erst sie ist die Macht und der Schirm gegen die Truggewalten, erst
sie der sichere Grund des echten Lebens. Erst wenn die heutigen
Stände, Parteien, Lehrmeinungen durch Enttäuschungen und Nie-
derlage ehrlich hindurchgegangen sind, erst wenn sie das Unwahre
in sich getilgt und aufgegeben haben, gelangen sie zum rechten Gan-
zen, zum wahren Staat, der nichts / Fertiges, nicht äußerer Plan und
Grundriß ist, sondern ein täglich neu zu Lebendes, neu zu Errin-
gendes. Die deutsche Mystik sagte von dem Verhältnis des Men-
schen zur Gottheit: „Ich wäre gern dem ewigen Gut, was dem
Menschen seine eigene Hand ist.“ So soll auch das menschliche Le-
ben im Staate beschaffen sein: „Ich wäre gern dem Besten in mei-
nem Volkstum, in Staat, Menschheit und jeglicher Gemeinschaft,
was dem Menschen seine eigene Hand ist.“ Dann werden dem Deut-
schen seine Leiden nur Zeichen und Bilder sein. Ein Höheres schlie-
ßen sie uns auf, das wir erst verstehen sollen. Rechter Stand und
rechtes Leben erstehen vor uns, wenn wir das Höhere hinaufheben
über das Niedere, das Niedere beglücken durch die Anteilnahme
am Höheren. Das Niedere macht dem Höheren Grund, das Höhere
beseelt und erhebt das Niedere. So will es das Wesen der Dinge,
das da ist die göttliche Wahrheit.