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w e r t e e i n s e t z e n , s o k ö n n t e m a n e i n f a c h w e i t e r -

r e c h n e n . Ähnlich wie man die Sonnen- und Mondesfinsternisse

am Himmelsgebäude im voraus berechnen könne, so könnte der

„Laplacische Geist“ auch alle anderen Vorgänge in Natur und Geist,

in Gesellschaft und Geschichte berechnen — also auch in der Wirt-

schaft! — Das war allerdings nackter Materialismus. Aber die Zeit,

in welcher die individualistische Volkswirtschaftslehre und Gesell-

schaftslehre entstand, etwa von Quesnay bis Ricardo, war tatsäch-

lich von jenem methodologischen Erkenntnisideale, das die „Lapla-

cische Weltformel“ vorzeichnete, / vollkommen beherrscht. Die spä-

teren Schulen und Richtungen verfolgten dieses Erkenntnisideal

ebenfalls weiter, aber nicht immer klar bewußt. Klare Bewußtheit

findet sich übrigens noch in Mengers „Untersuchungen über die Me-

thode der Sozialwissenschaften

1

“, aber bestimmend für die Bildung

der tragenden Lehrbegriffe der individualistischen Lehrgebäude

blieb es überall und immer.

Man versteht, daß die Natur des Verfahrens sowohl wie die

ersten systembestimmenden Gedanken nur eine ursächlich-mecha-

nistische Theorie der wirtschaftlichen Vorgänge wie des gesamten

geschichtlichen Geschehens ergeben konnten. Man denke nur an den

„historischen Materialismus“ Marxens mit seinem mechanischen

„Evolutionismus“. Das Erkenntnisideal war ja der individualisti-

schen Volkswirtschaftslehre bei ihrer Entstehung eindeutig gegeben.

Die Frage war nur: wie man diese ursächlich-mechanistische Ansicht

in der volkswirtschaftlichen Begriffsbildung durchführen könnte?

Quesnay schuf zwar in dem oben erwähnten Begriffe des „ordre

naturel“ — welcher der Gegensatz zu dem geschichtlichen Zustande,

zum „ordre positif“ sein sollte — eine Grundlage. Aber sein

„Tableau économique“ ging darüber nicht hinaus und hatte sogar

neben mechanischen immerhin auch noch organische Elemente in

sich. Adam Smith erst führte den Gedanken zu Ende. Er geht von

der A r b e i t s t e i l u n g und ihrer Fruchtbarkeit aus. Je weiter die

Arbeitsteilung um ihrer Ergiebigkeit willen von den eigennützigen

Wirtschaftern getrieben wird, um so weniger werden sie die her-

gestellten Waren selbst verwenden können: sie müssen sie auf den

1

Carl Menger: Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaf-

ten, Leipzig 1883.