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Annahmen sind nicht etwa „weitgetriebene Abstraktionen“, son-

dern sie sind widerspruchsvolle, w e s e n s w i d r i g e Abstraktionen.

Die Annahme „Atmung im luftleeren Raume“ ist ebenso wesens-

widrig wie die alleinige “Verdoppelung des Angebotes“, während

alles andere gleichbliebe.

Jedoch handelt es sich hier nicht um eine Kritik, sondern nur

darum, an einem Beispiel zu zeigen: daß der Individualismus not-

wendigerweise kausalmechanisch denken und schließlich in Mathe-

matik enden müsse. Er kann von der Voraussetzung 1. des Eigen-

nutzes, 2. des Zusammentreffens der Eigennutze, 3. der sich daraus

ergebenden mechanischen „Resultanten“ und so fort nicht abgehen.

Manche Neuere möchten das gerne verschleiern und den „Gemein-

nutz“ oder andere „Motive“ mit hinzutreten lassen (Adolf Wagner

und andere). Dann würde aber die Theorie schlechthin unmöglidi,

denn das e i n d e u t i g e Verhalten der Wirtschaftsatome, der Indi-

viduen, wäre dahin.

Kehren wir zur Urtatsache der Wirtschaft nach individualisti-

scher Auffassung zurück, zum Aufeinandertreffen der Wirtschafter

auf dem Markte, wodurch die Grunderscheinungen der Wirtschaft,

Preis, Geld usw., entstehen. Die Wert- und Preislehre wird nun

dadurch so völlig zur einzigen Mitte des Systems der Volkswirt-

schaftslehre: daß sie auch die Grundlage der „ V e r t e i l u n g s -

t h e o r i e “ bildet. Denn im Tausche auf dem Markte vollzieht sich

ja nach dieser Lehre zugleich die/Verteilung der Güter. Wie die

Preisbildung die Bedingung der Erzeugung ist (wodurch die Er-

zeugungslehre in Preislehre aufgeht), so auch der Inbegriff der Ver-

teilung. Denn wer die Waren kauft, der hat sie, das heißt, an den

wurden sie verteilt — und zwar auf Grund der Preisgesetze. D i e

T h e o r i e d e r V e r t e i l u n g i s t d a h e r n u r a n g e w a n d t e

P r e i s t h e o r i e , n u r S o n d e r p r e i s t h e o r i e — dies können

wir als den letzten, abschließenden Systemgedanken der individuali-

stischen Volkswirtschaftslehre bezeichnen. Die Sonderpreistheorie

sagt uns, wie jene Sonderpreise, in denen sich die Einkommen bil-

den, zustande kommen. Je nachdem es sich um den Verkauf von

Boden, Kapital oder Arbeit handelt, entstehen nach dieser Auffas-

sung die drei Einkommensarten oder sogenannten „Verteilungs-

ströme“, nämlich der Grundrente, des Profites (Kapitalzinses und

Unternehmergewinnes) wie des Lohnes.