Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2596 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2596 / 9133 Next Page
Page Background

26

[17/18/19]

der Volkswirtschaftslehre in der Gesellschaftslehre, nicht in ihr

selbst. Und die erste Frage lautet: Was ist die W i r t s c h a f t

i m G e s a m t g a n z e n d e r G e s e l l s c h a f t ?

/

Die Wirtschaft ist nur eine Teilordnung, ein Teilinhalt oder,

wie wir es auch nennen wollen, ein Teilganzes der Gesellschaft. Alle

gesellschaftlichen Teilinhalte sind, mit einer einzigen Ausnahme, in

sich selbst Zweck. Religion, Kunst, Wissenschaft, Sittlichkeit zu er-

leben und zu verwirklichen, ist in sich selbst Zweck, ebenso sind die

vitalen Lebensempfindungen, z. B. des Essens, Schlafens, sich selbst

Zweck, denn Leben lebt nur sich selbst und nichts anderes. Einzig

und allein die Wirtschaft erweist sich als ein solcher Teilinhalt, der

nicht um seiner selbst willen da ist, vielmehr dafür, um die anderen

Teilganzen zu verwirklichen. Aus dieser Erwägung heraus, die wir

an einem anderen Orte gründlich und nach allen Seiten hin ent-

wickelten

1

, ergibt sich die Begriffsbestimmung: W i r t s c h a f t i s t

e i n G l i e d e r b a u v o n M i t t e l n f ü r Z i e l e . Dies ist die ob-

jektive Begriffsbestimmung der Wirtschaft. Subjektiv genommen ist

Wirtschaft das rangbestimmende Abwägen und Widmen der Mittel

für Ziele, das die einzelnen Menschen vornehmen — aber sie tun

das nicht als Einzelne, sondern als Teilnehmende, als G l i e d e r

der Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit dem Begriffe „Gliederbau“ von Mitteln oder „Ganzheit“

von Mitteln für Ziele ist der zweite systembestimmende Gedanke

der universalistischen Volkswirtschaftslehre gewonnen. In der Ent-

wicklung des methodologischen Gehaltes der Bestimmung „Mittel

für Ziele“ ist das Schicksal der Volkswirtschaftslehre beschlossen.

Die „Ziele“ stehen vor der Wirtschaft, sind nicht mehr selbst Wirt-

schaft. Der Begriff des Mittels ist daher entscheidend. Er hat zwei

Seiten, gleichsam ein Janusgesicht. In ihm liegt einerseits: das

S t o f f l i c h e , d a s U r s ä c h l i c h - N a t u r h a f t e beschlossen,

das, was uns als das technisch-mechanisch Bewirkende am Mittel

entgegentritt; z. B. wirkt die Dampfmaschine durch den physika-

lischen Druck des Dampfes, das Geigenspiel durch die Schwingun-

gen der Saiten. Andererseits ist im Begriffe des „Mittels“ auch die/

Zweckbezogenheit (Mittel „ f ü r Z i e l e “ — nicht nur „durch

1

Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929, S. 20 ff. und

25 ff.