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[I0l/l02]

IOI

bestehen, sondern überall mittelbare Leistungen, Kapitalleistungen,

eingeschaltet werden. Diese „Einschaltung“ der mittelbaren Lei-

stung ist nicht willkürlich, sondern schöpferische V o r b e d i n -

g u n g für Einsatzmöglichkeit und Ergiebigkeit der unmittelbaren

Leistung. Daraus folgt der Satz: Innerhalb aller Teilinhalte hat

Kapitalreife vor der Reife der jeweiligen End- oder Genußgüter

den Vorrang.

/

Zur rein begrifflichen Bestimmung dieses Satzes ist zu bemerken, daß

„Genußgüter" und „Genußreife" doch nicht immer ganz dasselbe sind. Zum

Beispiel ist nicht nur die Nähmaschine Kapitalgut, das genähte Kleid Genuß-

gut; sondern auch die Schreibmaschine und das Nachschlagbuch im Mini-

sterium ist Kapitalgut, das erzeugte Gesetz E n d g u t (Genußgut) im Rah-

men der Erzeugung von „Kapital höherer Ordnung".

Der Vorrang des Kapitals gilt deswegen, weil

1.

die Verwendung von Werkzeugen und Maschinen (Realkapital über-

haupt) die Bedingung dafür ist, daß bestimmte Güter überhaupt hergestellt

werden können. Man kann zwar Wasser mit der hohlen Hand schöpfen,

reifes Obst ohne Werkzeuge vom Baume pflücken; aber das sind äußerste

Einzelfälle. Planmäßige Wirtschaft ist ohne Einschaltung von Werkzeugen

(mittelbaren Leistungen schöpferischer Art) nicht möglich. Weder Schuhe

noch Kleider, weder Häuser noch Geräte, noch die tausend und abertausend

Nutzgegenstände des dürftigsten Alltags können ohne Werkzeuge (Real-

kapital) gemacht werden.

2.

ist das Kapital die Bedingung größerer Ergiebigkeit der Leistungen.

Mit einem Gefäß Wasser zu schöpfen oder durch eine Wasserleitung das

Wasser zu gewinnen, ist ergiebiger, als es mit der hohlen Hand zu schöpfen.

Das W e s e n d e s K a p i t a l s besteht darum nicht darin, Produk-

tions„umweg" zu sein, wie Böhm-Bawerk mit einem übrigens unglücklichen

Worte sagte (da ein „Umweg" doch immer etwas Mißglücktes, Unergiebiges

bleibt); noch darin, „vorgetane Arbeit" zu sein (Ricardo); sondern darin; im

Vergleich zu den Genußleistungen e i n e v o r g e o r d n e t e L e i s t u n g s -

a r t i m L e i s t u n g s k ö r p e r d e r W i r t s c h a f t z u s e i n ; und als

solche eine s c h ö p f e r i s c h e Mithilfe zu bilden, eine hervorreizende

Bedingung für die Möglichkeit ebenso wie für die Ergiebigkeit jener

unmittelbaren Leistungen, die zum Genuß führen. Dafür ein Beispiel:

vom Pflücken des Obstes bis zum Auftragen des Obstmuses, vom Eisenerz

bis zum Schuhnagel sind lauter Leistungen vorhanden, die gerade Vor-

fahren der Genußleistung (Benutzung des Schuhnagels) sind; aber alle diese

Leistungen s i n d ü b e r a l l v o n K a p i t a l l e i s t u n g e n b e g l e i t e t ;

„begleitet" indessen nicht nur, sondern aktiv ermöglicht — und das heißt

zuletzt noch mehr: mitausgegliedert, mitgeschaffen. Die Kapitalerzeugung

hat im Gesamtgebäude der Volkswirtschaft die Bedeutung einer die Glie-

der logisch bedingenden, logisch früheren Ganzheit; denn die Kapital-

leistung schafft und setzt erst die zur Zielerreichung führenden Leistungen. /