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der Gattungen und Arten nicht an sich, sondern etwa auf der Stufe
Wolf oder Lamm, ähnlich wie „Herz“ nicht an sich, sondern auf
der Stufe Fisch oder Vogel erscheint. Daraus folgt, daß das Gesamt-
ganze der Wirtschaft sich nicht nur in Teilganze, sondern auch in
einen bestimmten Stufenbau ausgliedert. Die Teilinhalte erscheinen
stets nur mit einem bestimmten „Stufenwert“, die Stufen stets nur
mit arteigenen Teilinhalten.
Mit der Stufe zeigte sich bald eine andere Grundtatsache, die
des Eigenlebens der Stufe (beziehungsweise des Unterganzen der
Stufe und des Gliedes überhaupt). Jede Stufe, von der höchsten
herab bis zu den letzten Gliedern, hat ihr Eigenleben. Dieses ist
aber nicht auf jeder Stufe gleich mächtig und umfassend, die höhere
Stufe hat nicht immer das umfassendere Eigenleben. So ergab sich
der Begriff der Ausgliederungsmacht und Ausgliederungsfülle, ein
grundlegender Begriff, der das Eigenleben kennzeichnet und uns
später noch beschäftigen wird.
Ferner ergab sich der Begriff des Vorranges, und damit die Auf-
gabe, die Vorrangverhältnisse zwischen den reinen Teilganzen (ohne
Rücksicht auf Stufenwert) und zwischen den Stufen je getrennt zu
erforschen. Es zeigte sich bereits und wird sich weiter zeigen, daß
die Erforschung dieser beiden Arten von Vorrängen das innere Ver-
ständnis der Wirtschaftserscheinungen und der Wirtschaftspflege
erst so recht erschließe. Mit dem Begriffe des Vorranges hat unsere
Lehre und unser Verfahren etwas Außerordentliches zu sagen. Er
erleuchtet die dunkelsten, verborgensten Zusammenhänge der Wirt-
schaft in ihrer innersten Natur.
Indem wir die Wirtschaft nicht wie die Individualisten als ein
Gemenge subjektiver Handlungen, sondern als ein Ganzes mit eige-
ner Ausgliederungsordnung ansahen, änderte sich / das Bild mit
einem Schlage. Mit dem Begriffe der Ganzheit ist der Funke aus
dem Stein geschlagen, der das Licht der Wahrheit entzündet. Die
Welt der Wirtschaft eröffnet sich uns wie ein Wunderland in rei-
chen Farben, in reicher Gestaltung und in buntbewegtem Leben.
C. E r l ä u t e r n d e u n d z u s ä t z l i c h e B e m e r k u n g e n
ü b e r d e n S t u f e n b a u
1.
Die Stellung der Wirtschaftsverbände im Stufenbaue
Den vorstehenden Darlegungen könnte vom individualistischen