Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2690 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2690 / 9133 Next Page
Page Background

120

[123/124/ 125]

in der Tafel des Stufenbaues

1 2

beziehen. Hier ist aber zu bemerken,

daß diese ganze Tafel wie überhaupt alle unsere Erörterungen nur

dann richtig sind, wenn der ganzheitliche Standpunkt angenommen

und der individualistische verworfen wird. Ganzheitlich gesehen

ist aber der Tausch ein/Teilinhalt (Marktreife), keine Stufe. Der

Wichtigkeit der Sache wegen wiederholen wir gerne die Haupt-

punkte.

Der individualistische Tauschbegriff geht dahin: daß der Tausch durch

Zusammensetzung der wirtschaftlichen Handlungen einzelner Individuen in

seinem Wesen bezeichnet sei. Das ist unrichtig. Tausch besteht vielmehr

darin: daß er bestimmte gliedliche Unterganzheiten (Betriebe und so fort)

der Wirtschaft organisch miteinander verbindet und auseinandersetzt

2

.

Welche Stellung hat nun dieser organisch gefaßte Tausch in unserer

Tafel? Er bedeutet: daß die Ergebnisse der Werkreife durch Marktreife in

einen anderen, dem Verbrauche näheren Leistungszusammenhang kommen.

Nun erklärt sich auch, warum er in unserer Tafel des Stufenbaues nicht

Vorkommen kann: darum nicht, weil er uns nicht als Stufe erscheint, son-

dern als eine Form der organischen In-Verbindung-Bringung der Unter-

ganzheiten (Betriebe) oder, vom Standpunkte der Einzelnen aus, als eine

Form der Eingliederung der Einzelnen (Käufer und Verkäufer) in schon vor-

gegebene Ganzheiten, die aber nun erst aktualisiert werden

3

.

Hieraus folgt: Der T a u s c h k a n n d a r u m i n u n s e r e r T a f e l

d e r T e i l i n h a l t e u n d S t u f e n n i c h t e i g e n s V o r k o m m e n ,

w e i l e r i m T e i l g a n z e n „ M a r k t r e i f e " g a n z a l l g e m e i n e n t -

h a l t e n i s t . „Allgemein" will hier besagen, daß die Marktreife nicht un-

bedingt und ausschließlich durch „Tausch" (durch Handel) vor sich gehen

müsse. Sie kann auch mehr oder weniger unmittelbar durch einen Akt der

Gemeinsamkeitsreife bewirkt werden. Man denke an die Fronhofwirtschaft

des Mittelalters, an die Verfügungen in Kriegswirtschaft, an die „Konsum-

vereine", an die „Quotenfestsetzungen" von Kartellen und genossenschafts-

ähnlichen Verbänden. Hier hat sich der Tausch in verschiedene Formen von

„ Z u t e i l u n g " verwandelt, die durch G e m e i n s a m k e i t s r e i f e ge-

formt wird. Auch hier gehen die Leistungen von Stufe zu Stufe (von Betrieb

zu Betrieb), aber diese Vorgänge haben nicht, oder nicht ganz, die Form

des spekulativen und freien Tausches. T a u s c h u n d Z u t e i l u n g

s i n d d a h e r n u r v e r s c h i e d e n e F o r m e n d e r G l i e d e r u n g s -

v o r g ä n g e z w i s c h e n d e n U n t e r g a n z h e i t e n d e r

V o l k s -

u n d W e l t w i r t s c h a f t , beziehungsweise der Eingliederungsvorgänge

der Einzelwirt-/ schafter in sie; sie sind aber keine eigenen „Unterganz-

heiten“ noch eigene „Organisationsformen" der Wirtschaft! Daher darf der

Tausch nicht, wie heute in Lehrbüchern auch üblich, unter den „Organisa-

tionsformen" der Volkswirtschaft behandelt werden! Der Umstand, daß mit

1

Siehe oben S. 104.

2

Siehe oben S. 50 ff.

3

Siehe die ausführliche Darstellung in der früheren Abhandlung, oben

S. 47 ff., besonders S. 52 f.