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in der Tafel des Stufenbaues
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beziehen. Hier ist aber zu bemerken,
daß diese ganze Tafel wie überhaupt alle unsere Erörterungen nur
dann richtig sind, wenn der ganzheitliche Standpunkt angenommen
und der individualistische verworfen wird. Ganzheitlich gesehen
ist aber der Tausch ein/Teilinhalt (Marktreife), keine Stufe. Der
Wichtigkeit der Sache wegen wiederholen wir gerne die Haupt-
punkte.
Der individualistische Tauschbegriff geht dahin: daß der Tausch durch
Zusammensetzung der wirtschaftlichen Handlungen einzelner Individuen in
seinem Wesen bezeichnet sei. Das ist unrichtig. Tausch besteht vielmehr
darin: daß er bestimmte gliedliche Unterganzheiten (Betriebe und so fort)
der Wirtschaft organisch miteinander verbindet und auseinandersetzt
2
.
Welche Stellung hat nun dieser organisch gefaßte Tausch in unserer
Tafel? Er bedeutet: daß die Ergebnisse der Werkreife durch Marktreife in
einen anderen, dem Verbrauche näheren Leistungszusammenhang kommen.
Nun erklärt sich auch, warum er in unserer Tafel des Stufenbaues nicht
Vorkommen kann: darum nicht, weil er uns nicht als Stufe erscheint, son-
dern als eine Form der organischen In-Verbindung-Bringung der Unter-
ganzheiten (Betriebe) oder, vom Standpunkte der Einzelnen aus, als eine
Form der Eingliederung der Einzelnen (Käufer und Verkäufer) in schon vor-
gegebene Ganzheiten, die aber nun erst aktualisiert werden
3
.
Hieraus folgt: Der T a u s c h k a n n d a r u m i n u n s e r e r T a f e l
d e r T e i l i n h a l t e u n d S t u f e n n i c h t e i g e n s V o r k o m m e n ,
w e i l e r i m T e i l g a n z e n „ M a r k t r e i f e " g a n z a l l g e m e i n e n t -
h a l t e n i s t . „Allgemein" will hier besagen, daß die Marktreife nicht un-
bedingt und ausschließlich durch „Tausch" (durch Handel) vor sich gehen
müsse. Sie kann auch mehr oder weniger unmittelbar durch einen Akt der
Gemeinsamkeitsreife bewirkt werden. Man denke an die Fronhofwirtschaft
des Mittelalters, an die Verfügungen in Kriegswirtschaft, an die „Konsum-
vereine", an die „Quotenfestsetzungen" von Kartellen und genossenschafts-
ähnlichen Verbänden. Hier hat sich der Tausch in verschiedene Formen von
„ Z u t e i l u n g " verwandelt, die durch G e m e i n s a m k e i t s r e i f e ge-
formt wird. Auch hier gehen die Leistungen von Stufe zu Stufe (von Betrieb
zu Betrieb), aber diese Vorgänge haben nicht, oder nicht ganz, die Form
des spekulativen und freien Tausches. T a u s c h u n d Z u t e i l u n g
s i n d d a h e r n u r v e r s c h i e d e n e F o r m e n d e r G l i e d e r u n g s -
v o r g ä n g e z w i s c h e n d e n U n t e r g a n z h e i t e n d e r
V o l k s -
u n d W e l t w i r t s c h a f t , beziehungsweise der Eingliederungsvorgänge
der Einzelwirt-/ schafter in sie; sie sind aber keine eigenen „Unterganz-
heiten“ noch eigene „Organisationsformen" der Wirtschaft! Daher darf der
Tausch nicht, wie heute in Lehrbüchern auch üblich, unter den „Organisa-
tionsformen" der Volkswirtschaft behandelt werden! Der Umstand, daß mit
1
Siehe oben S. 104.
2
Siehe oben S. 50 ff.
3
Siehe die ausführliche Darstellung in der früheren Abhandlung, oben
S. 47 ff., besonders S. 52 f.